Banken in Deutschland hören offenbar auf den Ratschlag von Felix Hufeld, Präsident der Finanzaufsicht Bafin. Zumindest kann man die Pläne einiger Geldinstitute für ihre Kostenmodelle so interpretieren, über die die "Welt am Sonntag" (WAS) berichtet.

Konkret mahnt Hufeld schon seit Längerem, dass sich Banken angesichts der Bedrohung ihres Geschäftsmodells durch die Minizinsen Alternativen überlegen sollen. Dabei werde man sich "wahrscheinlich auch die Frage stellen müssen, ob bestimmte Dienstleistungen, die den Kunden in den vergangenen Jahren wie selbstverständlich kostenlos angeboten wurden, weiterhin kostenlos bleiben können", so Hufeld in einem Interview mit FONDS professionell (Anmeldung nötig). Genau das machen viele Banken nun. Sie prüfen genau, wem sie welchen Service künftig noch ohne Entgelt anbieten können. Selbst Direktbanken, die bislang mit kostenlosen Konten werben, springen auf diesen Zug auf, so die WAS.

Die Banken segmentieren ihre Kunden dabei in verschiedene Typen. Diejenigen, die sich dem Online-Banking und den Selbstbedienungsterminals in den Filialen verweigern, zahlen extra. Eine Kreditkarte gibt es oft nur noch dann gratis, wenn der Kunde die Karte regelmäßig einsetzt und über sie Einkäufe im Wert von mehreren Tausend Euro im Jahr begleicht. Darüber hinaus werden die Servicegebühren davon abhängig gemacht, welche Produkte ein Kunde bei einer Bank überhaupt nachfragt.

Hypovereinsbank stuft Kunden in Gold, Silber und Bronze ein
Bei der Hypovereinsbank sieht das nach dem Bericht der WAS so aus: Um weiterhin ein kostenloses Girokonto zu erhalten, braucht ein Kunde den Gold-Status. Diesen erreicht man, wenn man mindestens 75.000 Euro Vermögen oder einen Immobilienkredit in gleicher Höhe bei der Bank hat. Zudem müssen "mindestens fünf Produktpunkte" vorgewiesen werden.

Punkte gibt es beispielsweise für ein Depot, ein Festgeldkonto, einen Ratenkredit, einen Bausparvertrag oder eine Lebensversicherung – und zwar je einen. Wer auf weniger Vermögen und Verträge kommt, der sei eben ein Silber- oder Bronze-Kunde. Dann liege der Konto-Rabatt nicht bei 100 Prozent, sondern bei 50 respektive 25 Prozent. Und dann gebe es künftig noch die Ein-Produkt-Kunden, die keinerlei Vergünstigungen zu erwarten haben.

Allerdings existieren laut der Zeitung immer noch Anbieter von kostenlosen Girokonten ohne Mindestgeldeingang, bei denen auch Bank- und Kreditkarte gebührenfrei sind. Wie lange noch, das stehe in den Sternen. Positiv für die Banken, die neue Kostenmodelle anbieten, ist aber, dass sie nicht fürchten müssen, Kunden massenweise an die Konkurrenz zu verlieren. Bankkunden gelten auch im Internet-Zeitalter weiterhin als eher träge. Nicht einmal fünf von hundert wechseln im Jahr ihre Bank. Eher eröffnen sie noch ein zweites, drittes oder viertes Konto, ehe sie einer Bank komplett den Rücken kehren. (jb)