Der Eindruck, dass die Analysten von Morningstar große Sympathien für traditionelle Fonds hegen, drängt sich nicht auf. Dafür haben die Marktbeobachter gerade in jüngerer Zeit zu oft herausgestellt, wie schlecht aktive Portfolios in vielen Kategorien im Langfrist-Vergleich zu ihren schlichter gestrickten ETF-Rivalen abschneiden – vor allem nach Abzug von Gebühren.

Die Fixierung auf den Kostenaspekt trug den Fonds-Gutachtern zuletzt massive Kritik von Beraterseite ein. Umso erstaunlicher ist eine Kurzstudie aus der Feder von Morningstar-Chefredakteur Ali Masarwah. Demnach sind ETFs oft, aber nicht immer die bessere Alternative zu herkömmlichen Portfolios. Um zu diesem verblüffenden Ergebnis zu gelangen, wurde die Rankingtabelle aus dem quartalsmäßig aktualisierten "Aktiv-Passiv-Barometer" vom Kopf auf die Füße gestellt.

Grundsätzlich untersuchen die Morningstar-Experten hierbei, in welchen Kategorien ETFs in den letzten drei bis fünf Jahren besonders gut abgeschnitten haben – oder, wie im vorliegenden Fall, besonders miserabel. Soviel vorweg: Fans aktiver Fonds sollten die Champagnerflaschen besser im Kühlschrank lassen. Denn das Gros an ETF-Nieten tummelt sich nicht in populären und damit vertriebsstarken Investmentkategorien, sondern bei eher bedeutungsarmen Exoten.

Nietenreiche Nischen, aber...
Vor allem in Nischen wie bei Aktien aus Vietnam, der Türkei, Brasilien oder Griechenland sowie Spezialsegmenten wie Schweizer Kurzläufer-Renten ließen aktive Fondsverantwortliche die passiven Herausforderer laut Morningstar-Recherche weit hinter sich. Am eklatantesten ist die Renditedifferenz bei chinesischen Aktien: Hier klafft auf fünf Jahre gerechnet zwischen ETFs und Fonds eine Performancelücke von nicht weniger als 16,6 Prozentpunkten per annum zugunsten klassischer Kapitalsammelstellen!

Hauptgrund für das schlechte Abschneiden der ETFs in den Exoten-Segmenten ist laut Masarwah der dort noch erzielbare Informationsvorsprung, den aktive Fondsmanager zum Beispiel aus den Vier-Augen-Gesprächen mit Firmenlenkern oder der peniblen Datenanalyse hauseigener sowie zugekaufter Research-Spezialisten erlangen können. "In hocheffizienten Märkten ist es dagegen für sie schwierig, besser zu performen als der Markt."

Das scheinen die Produktverantwortlichen aufseiten der Anbieter längst erkannt zu haben, wie ein "Beifang" von Masarwahs Recherche belegt: Interessanterweise sind aktive Fonds in den Exoten-Segmenten typischerweise teurer als klassische Portfolios für Standardwerte aus den Industrieländern.

...in der Masse beweisen ETFs Klasse
Doch genau dort spielt aus Anbietersicht unverändert die Musik: Und ausgerechnet in etablierten Anlageklassen wie Aktien USA und Aktien Welt, aber auch bei Aktien Europa und Aktien Eurozone sowie in wichtigen Bond-Kategorien wie etwa Euro-Renten machten ETFs eine gute Figur und waren nach Kosten im Konkurrenzvergleich zu traditionellen Fonds überwiegend im Vorteil. So lag die Überrendite passiver Papiere bei großkapitalisierten Aktien aus aller Herren Länder (Kategorie Global Large Cap Equity) auf fünf Jahre gerechnet bei stolzen 2,5 Prozentpunkten per annum.

"Verfechter des aktiven Managements mögen unsere ETF-Mängelliste mit Genugtuung zur Kenntnis nehmen. Aber sie sollten auch zur Kenntnis nehmen, dass ETFs in erster Linie bei den 'Satelliten' Federn lassen müssen – überwiegend sehr überzeugend schneiden sie in den wichtigen Standardwertekategorien ab, in denen das meiste Anlegergeld steckt.", bringt es Masarwah auf den Punkt. Seine Hoffnung: Dass die Fondsindustrie so motiviert wird, "die Kosten ihrer Produkte weiter zu senken, um den Anforderungen des Niedrigzinsumfelds gerecht zu werden". (fp/ps)