Die Unwucht globaler Aktienindizes hat in den vergangenen Jahren zugenommen. So kletterte im MSCI World der Anteil von US-Aktien seit 2012 um 17 Prozentpunkte auf gut 70 Prozent. Dies schreiben die Analysten der Fondsratinggesellschaft Morningstar in einer Analyse. Auch bei dem hauseigenen Morningstar Global Markets Index nahm das Gewicht US-amerikanischer Unternehmen zu: um 15 Prozentpunkte auf rund 60 Prozent. "Wer diese Indizes zur Beobachtung des Marktes heranzieht, erhält ein stark durch die Wall Street verzerrtes Bild", meint Morningstar-Expertin Johanna Englundh.

Der Grund für diese Dominanz liegt in der Gewichtung nach Marktkapitalisierung und in der guten Performance der amerikanischen Börsen. "Wenn der Wert der Aktien in einem Markt, etwa in den USA, schneller wächst als der Index, wird dieser Markt einen größeren Anteil am Index ausmachen", erklärt Morningstar-Analyst Alex Bryan. Eine Reihe von Faktoren habe zur Outperformance des US-Marktes in den vergangenen zehn Jahren beigetragen, darunter die Technologielastigkeit, ein starkes Gewinnwachstum sowie ein stärkerer Dollar.

Große Wette auf die USA
"Ein größeres Engagement in den USA ist nicht per se gut oder schlecht, es spiegelt nur die Veränderung in der Zusammensetzung des globalen Aktienmarktes wider", erläutert Bryan. "Allerdings führt dies zu einer stärkeren geografischen Konzentration, was die Diversifizierung beeinträchtigen und das Währungsrisiko je nach Wohnsitz des Anlegers möglicherweise erhöhen könnte."

Diese zunehmende Dominanz des US-Aktienmarkts hat weitreichende Folgen. Denn einerseits spiegeln Indexfonds die Wertentwicklung dieser Barometer wider. Andererseits messen auch aktive Manager ihre Leistung an den Vergleichsbarometern. "Jeder, der einen Index-Tracker kauft, geht im Grunde eine große Wette auf den amerikanischen Markt ein", meint Expertin Englundh und fährt fort: "Die relative Performance internationaler Fondsmanager im Vergleich zum Index hängt weitgehend davon ab, in welchem Umfang sie ein Engagement in den USA eingehen."

Überall im Geschäft
Ob angesichts der Kursverluste bei Technologieaktien der US-Markt dauerhaft aus der Überholspur ausschert, ist offen. "Wir können nicht darüber spekulieren, ob dieser Rückenwind anhalten wird", so Bryan. Die Analysten empfehlen beim Aufbau eines Portfolios daher, die US-Dominanz zu berücksichtigen. "So könnte etwa ein auf die USA ausgerichteter Fonds für Sie weniger sinnvoll sein, wenn Sie bereits stark in einem globalen Indexfonds investiert sind", argumentiert Englundh.

Zugleich warnen die Experten aber auch davor, ein zu großes Augenmerk auf den Ort der Börsennotiz zu legen. "Der Markt, an dem die Aktien notiert sind, sagt nur wenig darüber aus, wo die Unternehmen ihre Geschäfte tätigen", betont Bryan. US-Firmen seien, wie ihre Pendants in anderen Märkten, überall auf der Welt tätig. "Es ist zudem erwähnenswert, dass der US-Aktienmarkt der bei weitem größte der Welt ist, und er ist ziemlich gut diversifiziert." (ert)