Eine Odyssee erleben die Anleger der Schiffsbeteiligungen "Reefer 1" und "Reefer 2" aus dem Haus MPC Capital. Die beiden 2006 aufgelegten Flottenfonds haben insgesamt 28 Kühlschiffe (kurz "Reefer") finanziert und waren wie berichtet bereits 2012 und 2013 wirtschaftlich in Bedrängnis geraten. Schon damals drohte die Insolvenz, die nur durch Restrukturierungen mit frischem Investorenkapital abgewendet werden konnte. Eine Einnahmegarantie von der Reederei Seatrade zugunsten der Fonds rettete ihnen seit Juli 2014 vorübergehend das Leben.
Nun aber zeigt sich: Die Poolerlöse reichen hinten und vorne nicht.

Die Schiffe sind nach wie vor im "Reefer Pool" von Seatrade beschäftigt. Allerdings ist die Poolgarantie für die MPC-Schiffe Ende 2016 ausgelaufen. Seit 2017 müssen die Fonds mit dem auskommen, was der Markt abwirft. Und das ist nicht viel, räumt MPC im Geschäftsbericht 2016 und dem Kurzreport 2016/17 ein, die Anlegern kürzlich zugeschickt wurden: "Die Poolerlöse lagen im Jahr 2017 rund 37 Prozent unter den Poolerlösen aus 2016. Auch die Poolerlöse im ersten Quartal 2018 zeigten sich unverändert schwach."

Der Fonds "Reefer 1" kann seit August 2017 die Tilgungsraten der langfristigen Bankkredite nicht mehr bezahlen. Laut MPC fordert die HSH Nordbank die offenen Beträge zwar "aktuell nicht ernsthaft" ein. Allerdings drängt sie auf ein neues Rettungskonzept unter Beteiligung der Anleger. Sie sollen die nicht durch Gewinne gedeckten Auszahlungen zurückführen. Das Problem: Das ursprüngliche eingezahlte Eigenkapital und das 2013 eingezahlte Neukapital sind bereits verbraucht oder wenigstens schwer gefährdet.

Verkaufserlöse als Armutszeugnis
Hinzu kommt ein weiteres Problem: Die Schiffe sind nicht mehr viel Wert. "Aktuelle Bewertungen der Schiffe lassen befürchten, dass nach dem Verkauf die Rückführung der Kredittranche A nicht vollständig möglich sein wird. Im Ergebnis wären keine Auszahlungen auf das Neukapital möglich", berichtet MPC. Es ist nicht einmal genügend Geld für den Klasseerhalt vorhanden. Im Januar 2018 musste das Schiff MS "Elsebeth" für nur 3,5 Millionen Dollar verkauft werden. Das MS "Southern Bay" soll wie angekündigt noch im zweiten Quartal zu Geld gemacht werden. Die Verkaufserlöse sind nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Denn Anfang des Jahres schuldete der Fonds der Bank noch rund 150 Millionen Dollar.

Die Aussichten für die Anleger sind schlecht. Denn laut MPC befindet sich der Reefer-Markt in einer "schwierigen Situation". Der Researcher "Drewry" rechne allenfalls mit einer leichten Erholung des Ratenniveaus. MPC strebt eine geordnete Abwicklung durch den schrittweisen Verkauf der Schiffe bis zum Jahr 2020 an. Dabei muss allerdings die Bank mitspielen, sonst droht der "Totalverlust des Neukapitals und des Altkapitals". In beiden Fonds stehen rund 300 Millionen Euro Eigenkapital im Feuer. (ae)