Nach einem von vielen Marktteilnehmern nur noch mit zunehmender Verwunderung beobachteten Streit um die Organisation und die Vergabe des nach wie vor begehrten FNG-Siegels scheint nun eine Einigung gefunden, was die Zukunft der ESG-Auszeichnung sichert. Aber kurz von vorne: Mitte Oktober trat Bernhard Engl nach nicht einmal einem Jahr als Vorstandsvorsitzender an der Spitze des Forums Nachhaltige Geldanlagen (FNG) für die meisten Beobachter überraschend von seinem Amt zurück. Und zeitgleich mit Engl beendeten auch gleich einige Beisitzer und Beisitzerinnen ihre Tätigkeit für den Verband.

Für Außenstehende war das der Auftakt zu einer heftigen internen Fehde zwischen einigen Protagonisten des FNG und dessen 100-Prozent-Tochter QNG (Qualitätssicherungsgesellschaft Nachhaltiger Geldanlagen), deren Ursprünge allerdings sehr viel weiter zurückreichen. Von notdürftig geflickten Finanzierungslücken und gegenseitigen Schuldzuweisungen bezüglich der organisatorischen Strategie bis hin zur am Ende sogar angemeldeten Insolvenz der QNG war alles dabei, was es für gegenseitige Anschuldigungen braucht. Die Entwicklung kulminierte schließlich im Zerwürfnis der beiden Hauptakteure, auf der einen Seite Hermann Klughardt als Vorstandschef des FNG, auf der anderen Seite Roland Kölsch als Geschäftsführer des QNG.

Stellvertretender FNG-Vorstandschef tritt zurück
Dieser Kulminationspunkt ist nun offensichtlich überschritten, was aber nicht ohne personelle Konsequenzen geblieben ist. Bis zum Jahresende soll es laut der Mitgliederversammlung vom 6. Dezember 2023 zu einer Reorganisation der Siegel-Vergabe kommen. Eine solche Loslösung des FNG-Siegels sei in seinen Augen unter Anwendung der notwendigen Sorgfalt nicht bis zum Jahresende auszuarbeiten, erklärte daraufhin laut Pressemitteilung des FNG einer der bisher drei stellvertretenden Vorstandschefs Hermann Klughardt. Er legte mit sofortiger Wirkung sein Amt nieder.

Die anderen beiden Mitglieder des stellvertretenden Vorstands, Wolfgang Pinner und Patrick Wirth, werden demnach bis zur nächsten Mitgliederversammlung Anfang Januar 2024 die Vorstandsaufgaben wahrnehmen. Loslösung scheint dabei gar nicht der richtige Begriff zu sein, da vorgesehen ist, dass das FNG weiterhin die Markenrechte behalten und auch mittels eines Beirats weiter ins FNG-Siegel eingebunden bleiben wird. Wenn also die Mitglieder oder der Vorstand meinen, dass das reorganisierte Setup nicht gut arbeitet, ist es jederzeit möglich, andere Lösungen zu finden.

Um das FNG-Siegel gewissermaßen "zukunftsfest" zu machen und vor allem weiterentwickeln zu können, eventuell auch in Richtung Europa, ist geplant, dass das bereits existierende und vor zwei Jahren auf eigenen Wunsch des FNG aus der Universität Hamburg ausgegründete Prüf- und Research-Konstrukt künftig die Gesamtverantwortung für das Label tragen soll. "Dieses Konstrukt besteht aus dem gemeinnützigen Wissenschaftsverein F.I.R.S.T., der von dem Hamburger Universitätsprofessor Timo Busch verantwortet wird, und dem universitären Spin-Off Advanced Impact Research (AIR), bei dem die Researchenden beschäftigt sind", erklärt dazu QNG-Geschäftsführer Roland Kölsch auf Nachfrage.

Kölsch bleibt Hauptansprechpartner fürs FNG-Siegel
Wenn dieser auf der Mitgliederversammlung beschlossene Plan umgesetzt sein werde, sei gewährleistet, dass das etablierte deutschsprachige Gütezeichen nachhaltiger Geldanlagen weiter für eine qualitätsorientierte Zertifizierung sorgen könne, so der Nachhaltigkeitsexperte. Kölsch selbst würde weiter als Hauptansprechpartner fürs FNG-Siegel fungieren, ab 2024 dann allerdings beim Wissenschaftsverein F.I.R.S.T. (hh)