Das Volumen des Mainfirst Top European Ideas ist in den Tagen nach Bekanntwerden eines ungewöhnlichen Aktiengeschäfts deutlich geschrumpft. Am 24. April hatte der Fonds noch fast 1,9 Milliarden Euro auf die Waage gebracht, am 5. Mai waren es nur noch gut 1,6 Milliarden Euro. Das geht aus Zahlen hervor, die der Anbieter dem Fondsanalysehaus Morningstar gemeldet hat. Kursbewegungen am Aktienmarkt spielen dabei nur eine Nebenrolle – das Gros geht vielmehr auf Mittelabflüsse zurück, zeigt eine Auswertung von Morningstar für FONDS professionell ONLINE.

Die hohen Abflüsse fallen zusammen mit Berichten über einen heiklen Deal, über den "Manager Magazin Online" in der Nacht vom 23. auf den 24. April berichtet hatte und den Portfoliomanager Olgerd Eichler gegenüber FONDS professionell ONLINE bestätigte: Der Fonds übernahm von Partnern der Bank 22,2 Prozent der Aktien der Mainfirst-Holding. Die Titel sind nicht an der Börse notiert, ursprünglich stammen sie aus einem Paket, das Firmengründer Patrick Bettscheider bei seinem Ausstieg den anderen Gesellschaftern veräußert hatte (siehe dazu auch den Kommentar von FONDS professionell-Redakteur Bernd Mikosch: "Ein guter Ruf ist rasch verspielt").

Die Fondsmanager vieler Häuser dürfen von vornherein nicht in Aktien des eigenen Konzerns investieren, um Interessenkonflikte zu vermeiden, zeigt eine Umfrage von FONDS professionell unter einem Dutzend Anbietern. Dass die Mainfirst-Papiere nicht börsennotiert sind, macht das Geschäft besonders angreifbar.

172 Millionen Euro Abflüsse an einem Tag
Diese Konstellation ist mutmaßlich der Grund für die zuletzt hohen Mittelabflüsse. Heftige Volumenbewegungen zeigt die Morningstar-Auswertung insbesondere für die Anteilsklasse C, die sich mit einer Mindestanlage von 500.000 Euro an institutionelle Investoren richtet. Von Anfang Januar bis 24. April belaufen sich die täglichen Mittelzuflüsse in diese Tranche auf durchschnittlich 1,8 Millionen Euro. Am 25. April zogen Investoren unter dem Strich dann rund 172 Millionen Euro aus Anteilsklasse C ab, am nächsten Handelstag fast 40 Millionen Euro und in den beiden darauf folgenden Tagen in Summe nochmals 33 Millionen Euro. Das Nettomittelaufkommen der Privatanleger-Tranchen A und B dagegen war unauffällig. "Institutionelle Anleger achten sehr stark auf solche Governance-Faktoren", sagte Morningstar-Chefredakteur Ali Masarwah.

Mainfirst wollte die hohen Abflüsse auf Anfrage von FONDS professionell ONLINE nicht kommentieren. Eichler: "Mittelzu- oder -abflüsse nehmen wir zwar auch punktuell zur Kenntnis, betrachten sie aber über längere Zeiträume hinweg. Daher halten wir es, wie auch in der Vergangenheit, nicht für sinnvoll, auf einzelne Bewegungen einzugehen." (bm)