Der Kölner Finanzdienstleister RP Rheinische Portfolio Management hat sein Angebot fondsbasierter Vermögensverwaltungen (Fonds-VV) ausgebaut. Die "RP Strategie Nachhaltigkeit Flexibel" investiert in zehn Fonds, deren Manager bei der Titelauswahl auf Umwelt- ("Environment") und soziale ("Social") Aspekte sowie eine gute Unternehmensführung ("Governance") achten – im Branchenjargon ESG abgekürzt. Offizieller Vermögensverwalter der Strategie ist die Augsburger Aktienbank, die auch die Depots führt. RP fungiert als Anlageberater.

Das Anlageuniversum besteht aktuell aus 50 vermögensverwaltenden Mischfonds und 200 Aktienportfolios. RP bewertet die Sondervermögen nach acht verschiedenen relativen und absoluten Kennzahlen zu Wertentwicklung und Risiko. Die zehn besten Fonds landen gleichgewichtet im Portfolio, das quartalsweise überprüft und bei Bedarf angepasst wird. Je nach Marktumfeld werden die Depots automatisch offensiver (mehr Aktienfonds) oder defensiver (höherer Anteil von Mischfonds) ausgerichtet.

Das RP-Scoring-Modell kommt bereits in verschiedenen VV-Angeboten des Kölner Vermögensverwalters zum Einsatz. Auch das von RP erstellte VV-Fonds-Ranking, das quartalsweise auf FONDS professionell ONLINE veröffentlicht wird, basiert auf diesem Ansatz.

"Interesse an Nachhaltigkeit nimmt rasant zu"
"Der Vertrieb von nachhaltigen Geldanlageprodukten war früher sehr mühsam", berichtet RP-Geschäftsführer Christian Roch, der bei seinem früheren Arbeitgeber Gerling bereits im Jahr 2001 erste nachhaltig orientierte Investmentstrategien begleitete, im Gespräch mit FONDS professionell ONLINE. "Das Konzept der Nachhaltigkeit leuchtete zwar jedem ein, die Produkte verkauften sich aber dennoch kaum." Doch das habe sich in letzter Zeit geändert. "Seit zwei oder drei Jahren beobachten wir einen echten Trend zur Nachhaltigkeit. Die Nachfrage nimmt über verschiedene Kundengruppen hinweg rasant zu. Diesem Interesse möchten wir mit unserem neuen Angebot Rechnung tragen."

Die Fonds-VV soll es freien Beratern erlauben, ihren Kunden eine nachhaltige Geldanlage anzubieten, die diesen Namen auch verdient habe. "Allein in Europa gibt es rund 1600 Fonds, die als nachhaltig vermarktet werden. Viele davon tragen dieses Label aber nur im Namen, ohne das Thema wirklich ernst zu nehmen", sagt RP-Portfoliomanager Mirko Hajek.

"Die Ratings weichen stark voneinander ab"
Die eigentliche Herausforderung bei der Entwicklung der neuen Fonds-VV lag Hajek zufolge darin, das Anlageuniversum zu definieren. "Es reicht unserer Meinung nach nicht, einfach auf alle Fonds zurückzugreifen, die in den üblichen Datenbanken mit einem ESG-Häkchen versehen sind", sagt Hajek.

Auch die Nachhaltigkeitsratings verschiedener Analysehäuser würden nur bedingt weiterhelfen. "Je nach bewerteten Kriterien weichen die Ratings stark voneinander ab", hat Hajek beobachtet. Mitunter könne es auch passieren, dass ein Fonds in solchen Rankings weit oben landet, obwohl er gar keinen expliziten Nachhaltigkeitsansatz verfolgt – weil er zufällig in Unternehmen investiert, die nach Ansicht des jeweiligen Analysehauses vorbildlich wirtschaften.

"Mit zu harten Auswahlkriterien wird das Universum zu klein"
Also machten sich Roch, Hajek und ihre Kollegen an eine eigene Definition: Sie stufen einen Fonds als nachhaltig ein, wenn der Manager zum einen ESG-Kriterien in den Investmentprozess integriert und zum anderen den Bereich "Engagement" ernst nimmt, also die Führungskräfte auf der Hauptversammlung oder in persönlichen Gesprächen zu einer nachhaltigeren Unternehmenspolitik drängt. "Wir möchten mit unseren Investments einen positiven Effekt erreichen und Veränderungen beziehungsweise Anstrengungen in den Unternehmen bewirken, etwa mit Blick auf den Klimaschutz", sagt Roch.

Viele mit einem ESG-Stempel versehene Fonds definieren nur einige wenige Ausschlusskriterien, investieren also beispielsweise nicht in Waffenhersteller. "Das reicht uns nicht, um einen Fonds in unser Universum aufzunehmen", sagt Hajek. Auf der anderen Seite sei es wenig zielführend, nur auf die "dunkelgrünen" Überzeugungstäter zu schwören, die ausschließlich auf Vorzeigeunternehmen aus unverdächtigen Branchen setzen. "Mit zu harten Auswahlkriterien kann die Diversifikation leiden. Außerdem möchten wir, dass sich der Manager mit 'seinen' Portfoliounternehmen beschäftigt und nicht nur mit der Einhaltung von teils schwer zu kontrollierenden Ausschlusskriterien und deren Definitionen", so Hajek. "Dieser formalistische Ansatz ist aus unserer Sicht nicht zielführend und lenkt vom eigentlichen Kernfokus auf Nachhaltigkeit eher ab."

Konkret filtert RP zunächst alle global investierenden Aktien- und Mischfonds heraus, die laut eigener Darstellung oder externer Quelle ihren Fokus auf Nachhaltigkeit richten. Sie müssen außerdem mehr als zehn Millionen Euro verwalten und über mindestens drei Jahre Historie verfügen. Die verbliebenen Fonds werden dann daraufhin analysiert, wie es um ihre ESG-Integration und ihr Engagement bestellt ist. "Häufig sind dazu Gespräche mit dem Portfoliomanagement erforderlich", berichtet Hajek. "Nur geprüft nachhaltige Fonds schaffen es in unser Universum." (bm)