Christophe Girondel ist erst seit vergangenem Freitag Vorstandschef von Nordea Asset Management (Nordea AM). Dem "Handelsblatt" hat er in einem Interview bereits Rede und Antwort gestanden. Dabei spricht der neue Chef der Fondssparte der skandinavischen Bankengruppe Nordea über die Zukunft des Flaggschifffonds Stable Return, äußert sich zu den Rekordzuflüssen seiner Gesellschaft und erklärt seine eher skeptische Sicht auf den anhaltenden Mischfonds-Boom.

Für potenzielle Neuanleger des Nordea Stable Return hat Girondel schlechte Nachrichten: Der Fonds bleibt vorerst für sie geschlossen. Nur Bestandskunden dürfen weiterhin Anteile des Fonds kaufen und verkaufen. "In diesem Jahr sind in unsere "Stable Return"-Fonds zehn Milliarden Euro geflossen. Es war das bestverkaufte Produkt in Europa. Da mussten wir auf die Bremse treten", sagt Girondel der Zeitung. Und wiederholt die offizielle Begründung für den Schritt: "Wir müssen sicherstellen, dass wir beim Anlegen der ganzen Milliarden noch handlungsfähig bleiben. Deshalb darf der Fonds nicht zu groß werden. Und daher haben wir ihn für Neukunden dichtgemacht", zitiert ihn das Handelsblatt.

Die Rekordzuflüsse von knapp zehn Milliarden Euro im dritten Quartal, die zu einem großen Teil auf dem Stable Return beruhen, kommentiert Girondel dagegen nur knapp: "Es ist uns jedenfalls viel Geld zugeflossen. In den vergangenen Jahren ist unser verwaltetes Kapital jedes Jahr um mehr als ein Zehntel gestiegen. Unser Markenname ist jetzt viel bekannter".

Keine Abhängigkeit von einem Fonds
Der Chef von Nordea AM betont aber, dass seine Gesellschaft nicht vom Verkaufsschlager abhängig sei. Der Fonds mache, anders als etwa bei Mitbewerbern wie Carmignac und dem Carmignac Patrimoine, nur rund eine Zehntel des gesamten verwalteten Vermögens aus. Zudem sei der Stable Return konservativ ausgerichtet, sodass man nicht in die Gefahr einer Schieflage durch Mittelabflüsse gerate. Girondel macht auch sehr deutlich, dass die Renditen insgesamt sinken werden. Anleger sollten das bei ihren Kaufentscheidungen im Auge behalten.

Mischfonds-Boom als Branchenproblem
Ein mögliches Problem für die Branche und auch Nordea sieht Girondel dagegen generell im Mischfonds-Boom. Viele Anbieter hätten aufgrund des Absatzerfolges von Produkten wie dem Carmignac Patrimoine oder dem Stable Return rasch ähnliche Fonds aufgelegt. "Eine ganze Reihe dieser Produkte entwickelt sich schlecht. Ich habe den Eindruck, einige Anbieter wollen nur auf dem Trend surfen, das Geld einsammeln. Die eigenen Fähigkeiten sind für sie nachrangig", so Girondel gegenüber dem Handelsblatt. Das sei eine echte Herausforderung für die ganze Anlagebranche und könne zu einem Imageproblem werden. "Ich sehe die enttäuschten Anleger schon vor mir", warnt er. (jb)