Die Oldenburgische Landesbank ist nicht mehr Haftungsdach für die rund 23.000 Allianz-Vertreter, die neben Versicherungen auch Investmentfonds von Allianz Global Investors (AGI) vertreiben. Entsprechende Recherchen von FONDS professionell ONLINE bestätigte der Versicherungskonzern auf Anfrage. "Das Haftungsdach für den Vertrieb von AGI-Produkten für Vertreter der Allianz Deutschland wurde am 1. Juli an die Fondsdepot Bank übertragen", teilte eine Sprecherin des Unternehmens mit.

Grund hierfür sei eine "konzerninterne Neuordnung". Bereits im Juli 2015 habe AGI begonnen, die Depotführung an die Fondsdepot Bank zu übertragen. Diese Partnerschaft sei jetzt gemeinsam mit der Allianz Beratungs- und Vertriebs-AG (ABV) ausgebaut worden. "Für Kunden kommen so künftig Depotführung und Vermittlung von Anteilen an Investmentvermögen und Vermögensverwaltungs-Produkten der AGI aus einer Hand", so die Sprecherin. Die ABV ist die zentrale Vertriebsunterstützungs- und -organisationseinheit der Allianz Deutschland.

Erfolg für die Fondsdepot Bank
Für die Fondsdepot Bank ist der Deal ein großer Erfolg. Das Institut aus dem bayerischen Hof, das vor allem als Fondsplattform bekannt ist, steigt damit auf einen Schlag zum Marktführer unter den Haftungsdächern auf.

Die Fondsplattform und der Asset-Manager sind historisch miteinander verbunden: Die Fondsdepot Bank war ein Gemeinschaftsunternehmen von Allianz Global Investors und der Xchanging-Gruppe, bevor das britische Unternehmen 2014 alle Anteile übernahm. Schon seit dem Jahr 2007 administriert Xchanging Investmentkonten für AGI.

OLB bleibt als "erfolgreiche Regionalbank" Teil des Konzerns
Einer Bafin-Datenbank zufolge meldete die Oldenburgische Landesbank (OLB) zum 30. Juni 22.972 Allianz-Vertreter als vertraglich gebundene Vermittler ab. Die börsennotierte Regionalbank, deren Aktien zu gut 90 Prozent der Allianz Deutschland gehören, diente seit Mitte 2013 als Haftungsdach für das Fondsgeschäft der Allianz-Vertreter. Für die "Sicherstellung der Wertpapier-Compliance" bekam die OLB im vergangenen Jahr von der Konzernmutter 1,2 Millionen Euro überwiesen, wie aus dem Geschäftsbericht des Instituts hervorgeht.

Die OLB wird den Verlust des Haftungsdach-Geschäftes verschmerzen können. Die Bank gab vor wenigen Tagen einen deutlichen Gewinnsprung für das erste Halbjahr bekannt und erhöhte die Prognose. "Unverändert ist die OLB als erfolgreiche Regionalbank Teil des Allianz-Konzerns und für uns auch weiterhin ein attraktiver Partner für den Verkauf von Versicherungsprodukten im Nordwesten", teilte die Allianz-Sprecherin gegenüber FONDS professionell ONLINE mit. Dennoch ist es bemerkenswert, dass die Allianz ihre Vertreter von der unternehmenseigenen Bank abzieht und unter ein konzernfremdes Haftungsdach hängt.

Bevor die Allianz-Vertreter ihr Investmentgeschäft direkt über die OLB abwickelten, geschah das über die Allianz Bank, eine Zweigniederlassung der Oldenburgischen Landesbank. Allerdings war der Versicherungsriese mit dem Versuch gescheitert, eine Bank unter dieser Marke zu etablieren. Zur Jahresmitte 2013 stellte die Allianz Bank deshalb ihren Betrieb ein.

Gut zehn Millionen Euro Provisionen aus Allianz-Fonds
Im vergangenen Jahr nahmen die Allianz-Vertreter mit AGI-Fonds in Summe 10,6 Millionen Euro Provisionen ein, lässt sich dem OLB-Zahlenwerk entnehmen. Das ist eine Steigerung um fast ein Drittel zum Vorjahr, als sich die Provisionserträge noch auf acht Millionen Euro beliefen. Mit Blick auf die schiere Größe der Vertriebsmannschaft relativiert sich der Millionen-Betrag freilich: Im Schnitt nahm jeder Allianz-Vertreter mit dem Investmentgeschäft im vergangenen Jahr nur 460 Euro ein. Viele Vermittler fassen nur selten Fonds an, andere dagegen empfehlen diese Produkte häufiger.

Dem Haftungsdach haben sich zwar die meisten, aber nicht alle Allianz-Vertreter angeschlossen. Eine absolute Zahl veröffentlicht das Unternehmen nicht. Der Versicherer gibt nur bekannt, deutschlandweit mehr als 8.300 Agenturen zu unterhalten, in denen allerdings auch mehrere Berater arbeiten können. Hinzu kommen rund 24.000 nebenberufliche Vertreter.

Einige Hundert Unterschriften fehlen noch
Während die OLB der Bafin zuletzt rund 23.000 Vermittler gemeldet hatte, sind es bei der Fondsdepot Bank derzeit nur gut 17.000. Diesen Unterschied erklärt sich die Allianz-Sprecherin mit der Urlaubszeit: Wegen des Haftungsdach-Wechsels muss jeder Vermittler eine neue Vertretervereinbarung unterzeichnen, und derzeit liegen noch nicht alle Unterschriften vor. (bm)