Asbjørn Trolle Hansen, Manager des gut zehn Milliarden Euro schweren Mischfonds Nordea Stable Return, ist hierzulande das bekannteste Gesicht des nordischen Asset Managers. Dieser wird aber von einer Riege anderer Topmanager unterstützt, darunter Karsten Bierre, der als Mitglied des Multi-Asset-Teams von Nordea Asset Management maßgeblich die Fixed-Income-Seite des Stable Return steuert. Zudem ist er Lead-Manager des Nordea Flexible Fixed Income und des Nordea Balanced Income.

Diese ergänzen mit einer Ziel-Rendite von zwei Prozent (Flexible Fixed Income) und drei Prozent (Balanced Income) das Angebot von Nordea für defensivere Anleger – der Stable Return peilt vier Prozent im Jahr an (FONDS professionell ONLINE berichtete). Bei einem Besuch in Köln traf sich Bierre mit der Redaktion von FONDS professionell und erklärte ausführlich die Strategie der Nordea-Multi-Asset-Fonds, die aktuelle Rally seiner Portfolios und warum er die US-Notenbank Fed im Auge behält.


Herr Bierre, Ihre beiden Fonds Nordea Flexible Fixed Income und Nordea Balanced Income haben das Jahr 2018 negativ abgeschlossen. Wie haben Kunden darauf reagiert? Es sind immerhin konservativ ausgerichtete Produkte.

Karsten Bierre: Wir hatten keine negativen Reaktionen. 2018 war ein Jahr, in dem so gut wie alle Assetklassen mit einem Minus abgeschlossen haben. Beide Strategien sind "long only" ausgerichtet – die Anleger sind sich dessen bewusst und waren deshalb angesichts des Marktumfelds nicht negativ überrascht. Im Gegenteil, wir waren in der Lage, den Abschwung abzufedern. Seit Jahresbeginn haben sich beide Portfolios auch wieder gut entwickelt – im Einklang mit den Märkten.

Sie selbst hatten keinen Anteil daran?

Bierre: Doch, zum Jahreswechsel haben das Investmentkomitee mit Asbjørn Trolle Hansen als Head of Multi Asset Manegement bei Nordea, ich selbst und unsere beiden Co-Portfoliomanager entschieden, das Risiko in den Strategien zu erhöhen. Denn wir waren der Meinung, dass der Rückgang an den Märkten während des Dezembers angesichts der Fundamentaldaten zu stark war.

Wie steuern Sie die Risiken der Fonds?

Bierre: Das ist Teil der Anlagestrategie. Um es kurz zu machen: …

Gerne!

Bierre: …, alle Nordea-Multi-Asset-Strategien sind so strukturiert, dass sie versuchen, die Portfolios breit zu diversifizieren. Neben Staatsanleihen investieren wir in Kreditinstrumente wie Unternehmens- und Hochzinsanleihen. Zudem setzen wir auf Anleihe-Alternativen, beispielsweise bestimmte defensive Währungen wie Schweizer Franken oder japanische Yen, die oft ähnlich wie solide Anleihen reagieren. Auch defensive Aktien mit hohen Dividenden, sogenannte "Stable Equities", können ein guter Rentenersatz sein. Bei der Auswahl der Assets achten wir sehr auf die Korrelationen, also darauf, dass sich die Renditen aus den verschiedenen Portfoliokomponenten möglichst nicht in die gleiche Richtung entwickeln. Nur so können wir sicherstellen, in den meisten Wirtschaftsphasen Renditen zu generieren. Hochzinsanleihen beispielsweise verhalten sich nicht so wie andere Staatsanleihen, sondern eher wie Aktien. Darüber legen wir eine Schicht verschiedener Derivate. Gemeinsam mit der Asset-Allokation helfen sie dabei, das Risiko, genauer die Volatilität, des jeweiligen Fonds zu steuern.

Das ist sehr theoretisch. Was haben Sie zum Jahreswechsel denn konkret geändert?

Bierre: Wir haben bei der Balanced Income Strategie und bei der Flexible Fixed Income Strategie seit dem vergangenen Jahr den Anteil an Staatsanleihen reduziert, weil diese im vierten Quartal 2018 eine Rally starteten, wodurch sie teurer wurden. Zugleich wurde der Kredit-Bereich billiger, sodass wir nach der Weihnachtszeit unsere Allokation – über Derivate wie CDS-Instrumente - mehr in diesen Bereich verlagert haben. Zudem haben wir die Duration der Anleihen erhöht, um die Risiken in Balance zu halten.

Was sehen Sie im Moment als größtes Risiko für die Fondsperformance?

Bierre:  Der größte Risikofaktor für unsere Strategien ist, wenn die eben angesprochene Diversifikation nicht funktioniert und die Korrelationen positiv werden. Das geschieht nicht oft, aber von Zeit zu Zeit doch – wie während der Tage des "Tapter Tantrums" im Frühjahr 2013, als der damalige FED-Vorsitzende Ben Bernanke die Märkte vor höheren Zinsen warnte. Ansonsten sind wir aktuell vorsichtig in Bezug auf die Aussichten für den Fixed-Income-Bereich, da die Richtung nicht ganz klar ist. Deshalb verfolgen wir die Entwicklung aufmerksam und beobachten das Handeln und die Kommunikation der US-Notenbank Fed genau. Es gibt aktuell sowohl gute Gründe für wie auch gegen eine Erhöhung der Zinsen. Wir rechnen zwar damit, dass die Fed die Zinsen für längere Zeit auf dem aktuellen Niveau belassen wird. Ganz sicher sein kann man sich in diesem Punkt aber nicht.

Wo liegt genau das Problem bei den Renten?

Bierre: Die Krux ist, dass die Fed wegen der immer noch robusten Wirtschaftslage in den USA eigentlich einen gewissen Spielraum für Zinserhöhungen hätte – anders als die Europäische Zentralbank. Wenn die FED aber überraschend die Zinsen erhöht, dann verlieren die US-Anleihen an Wert, vor allem die langlaufenden. Das war ein weiterer Grund für das geographische Rebalancing: Wir haben die Duration von europäischen Anleihen erhöht, aber die der US-Papiere gesenkt.

Wie lautet dann Ihr grundsätzlicher Ausblick?

Bierre: Nicht übermäßig optimistisch, weshalb die Portfolios im Moment recht defensiv aufgestellt sind. Wir erwarten aber auch nicht, dass die Welt in diesem Jahr untergehen wird.

Vielleicht haben Sie bald ein "Luxusproblem": Für den von Asbjørn Trolle Hansen hauptverantwortlich gemanagten Nordea Stable Return musste 2016 ein Soft-Close verhängt werden. Wann geschieht das bei Ihren Fonds?

Bierre: Der Grund für den Soft-Close beim Stable Return war, dass die Investmentkapazitäten bei den "Stable Equities" erreicht waren. Um bestehende Kunden, die in die Strategie investiert haben, vor einem möglichen Performance-Widerstand aufgrund von Kapazitätsproblemen zu schützen, wurde beschlossen, den Zugang zu beschränken. Im Hinblick auf die Flexible Fixed Income Strategie investieren wir gar nicht in Aktien, bei der Balanced Income Strategie nur zu einem geringen Teil und auch nur über Derivate, sodass es daher keinen Grund für einen Soft-Close bei diesen beiden Strategien gibt.

Eine konkrete Zahl wäre schöner: Wann müssen Sie die Fonds schließen?

Bierre (lacht): Sagen wir es einmal so: Solange wir im einstelligen Milliarden-Bereich sind, ist alles gut. Sobald es zweistellig wird, reden wir noch einmal. Die Flexible Fixed Strategie sah zuletzt wieder Mittelzuflüsse und verwaltet aktuell rund 3,2 Milliarden Euro. Die Balanced Income Strategie ist erst Ende 2016 lanciert worden und daher mit rund 200 Millionen Euro wesentlich kleiner. Auch diese Strategie erfreut sich stabiler Zuflüsse.

Wir danken für das Gespräch. (jb)