Es ist nicht länger zu leugnen: Gratis war gestern. Immer mehr Banken nehmen ihre kostenlosen Girokonten vom Markt oder knüpfen die Gebührenfreiheit an Bedingungen. So ist etwa das Girokonto der Direktbank Comdirect ab dem 1. Mai auch für Bestandskunden nur noch kostenlos bei einem monatlichen Mindest-Geldeingang von 700 Euro sowie der Nutzung von Apple- oder Google Pay oder einer bestimmten Anzahl von Wertpapiertransaktionen. Darüber hinaus verlangen immer mehr Kreditinstitute als "Verwahrentgelt" oder "Guthaben-Gebühr" getarnte Strafzinsen für Einlagen ab einer bestimmten Höhe, oft auch auf dem Girokonto. Auf der anderen Seite bringen vereinzelt Fintechs Girokonten in App-Form auf den Markt, die keine Grundgebühr kosten, zum Beispiel der schwedische Zahlungsdienstleister Klarna.

Unterm Strich finden Verbraucher momentan noch bei 38 Banken kostenlose Girokonten ohne Nebenbedingungen, schreibt die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (FAZ) unter Verweis auf eine Untersuchung von Horst Biallo, Chef des Verbraucherportals biallo.de. Weitere 40 Kreditinstitute verzichten auf eine Kontoführungsgebühr, wenn Kunden jeden Monat einen Mindest-Geldeingang auf dem betreffenden Konto vorweisen können. "Es verschwinden immer welche aus unserer Liste. Dafür kommen aber andere, neue hinzu", sagt Biallo. Er ist überzeugt, dass das Gratis-Girokonto zumindest auf kurze Sicht nicht ganz ausstirbt.

Vergleichsportale sind sich nicht einig
Unter den Angeboten der traditionellen Banken lobt Biallo in der FAZ das DKB-Cashkonto, das Girokonto der ING und das Pluskonto der HVB. Ein regelmäßiger Geldeingang, wie ihn die ING verlangt, ist seiner Ansicht nach kein für zahlungskräftige Kunden kein Nachteil. Das Vergleichsportal Check24 nennt in seinem Girokonto-Vergleich zuerst die DKB, die hauseigene C24 Bank und die Norisbank. Das Zinsvergleichsportal FMH bewertet darüber hinaus zahlreiche regional tätige PSD-Banken positiv.

Herkömmliche Kunden finden also trotz des deutlich eingeschränkten Angebots immer noch eine Handvoll "Billig-Banken" vor. Der zertifizierte Girokonten-Vergleich von Check24, der eigentlich einen breiteren Überblick hätte bieten sollen, wurde kürzlich wegen einer Klage der Verbraucherzentralen abgeschaltet. Das Bundesfinanzministerium prüft nun, ob es das Portal in Eigenregie betreiben kann. (fp)