Offene Immobilienfonds sind bei Anlegern weiterhin sehr beliebt. Viele der großen Fonds nehmen aber gar kein Geld mehr an. Das berichtet die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) unter Verweis auf Sonja Knorr, Spezialistin für offene Immobilienfonds bei der Fonds-Ratingagentur Scope. Zugleich warnt die Expertin in der Zeitung, dass die Fonds emnächst an Wert verlieren könnten.

Ein großer Teil der offenen Immobilienfonds, die im Zuge der Finanzkrise von 2008 nicht aufgelöst wurden, stammen von den in öffentlicher Hand befindlichen Anbietern Deka Investments und Union Investments. Letztere öffnet ihre Fonds immer wieder kurzfristig und sieht sich dann jedes Mal mit enormen Zuflüssen konfrontiert. "Jetzt plant die Fondsgesellschaft, den Volks- und Raiffeisenbanken die Anteile über feste Kontingente zur Verfügung zu stellen, wie das im Sparkassensektor üblich ist", zitiert die FAZ Knorr.

Ähnliches gelte laut der Scope-Fachfrau auch für das Sparkassenlager: "Die Kontingente der Deka für die Sparkassen sind für dieses Jahr weitgehend aufgebraucht, allenfalls einzelne Sparkassen mögen da noch Geld annehmen."

Abwärtsrisiko am Horizont
Einigen Interessenten dürfte die Kontingentierung und die Tatsache, dass ihre Kaufentscheidung nicht sofort und komplett umsetzbar ist, sogar entgegenkommen. Denn ob sich alle Neuanleger über ihre Investition freuen werden, darf bezweifelt werden. Für die Zukunft gebe es schon "ein gewisses Abwertungsrisiko", warnt Knorr in der Zeitung.

Gerade Fonds, die in letzter Zeit viele Immobilien teuer gekauft hätten, könnten unter steigenden Zinsen und sinkenden Immobilienpreisen leiden. Die Renditen der Fonds sinken also tendenziell. Hinzu komme das Liquiditätsproblem: "Die Fonds halten mehr Liquidität als früher, bekommen dafür aber keine Zinsen, sondern müssen unter Umständen sogar negative Erträge für die Liquiditätsanlagen in Kauf nehmen."

Im Augenblick ist die Lage noch befriedigend. "Die meisten offenen Immobilienfonds schlagen sich derzeit trotz des Niedrigzinsumfeldes und der hohen Immobilienpreise ganz gut", berichtet Knorr. "Während einige Immobilienaktien seit dem Sommer deutliche Kursverluste hinnehmen mussten, ist die Bewertung der meisten offenen Immobilienfonds weiter hoch." Einige Börsenkurse der Fonds hätten nach der Brexit-Entscheidung im Juni kurzzeitig verloren, hätten sich inzwischen aber wieder erholt. (jb)