Das Angebot an offenen Immobilienfonds für Privatanleger wächst weiter. Die Bayern-LB-Tochter Real I.S. legt ein Produkt namens Realisinvest Europa auf. Der Fonds wird ab dem kommenden Jahr zunächst über ausgewählte Sparkassen vertrieben werden, danach sollen andere Institute folgen. Die Real I.S. arbeite nicht exklusiv mit den Sparkassen zusammen, sondern kooperiere auch mit anderen Vertriebspartnern, betonte Vorstandschef Jochen Schenk während einer Online-Pressekonferenz.

Der Real-I.S.-Fonds ergänzt die Reihe neuer offener Immobilienfonds, die seit Jahresbeginn auf den Markt kamen und dieses lange Zeit fast ausgetrocknete Anlagesegment nun wiederbeleben: Im März startete die KGAL den Vertrieb ihres Immosubstanz, seit Mai ist der Credit Suisse Immo Trend Europa am Markt. Doric wird den Quadoro Sustainable Real Estate Europe Private am 30. September auflegen, Ende Oktober folgt ein Wohnfonds, den Swiss Life Asset Managers für die Deka lanciert. Ebenfalls im vierten Quartal soll dann der Habona Nahversorgungsfonds Deutschland an den Start gehen. Auch Hannover Leasing arbeitet an einem neuen Fonds.

Sparkassen wollten eine Alternative zu den Deka-Fonds
Schenk betont die große Expertise seines Hauses, was den Aufbau und das Management von Immobilienportfolios anbelange. Mittlerweile betreue die Real I.S. rund 270 solcher Mandate, seit dem Jahr 2010 auch über eine eigene Kapitalverwaltungsgesellschaft. Dennoch sei die Strukturierung eines offenen Immobilienfonds für Privatanleger eine Herausforderung gewesen, räumt Schenk ein. Ein Beispiel: Während der Anteilspreis bei einem Spezialfonds nur einmal im Monat berechnet werden muss, verlangt die Finanzaufsicht dies bei einem Publikumsfonds auf täglicher Basis. So kommt es, dass sich die Vorbereitungszeit auf rund ein bis anderthalb Jahre belaufen habe, so Schenk.

Den Ausschlag für den neuen Fonds hätten zahlreiche Anfragen der Sparkassen gegeben, berichtet Schenk. Die Institute sind über die Bayern LB indirekt an dem Immobilienspezialisten beteiligt – und wünschen sich eine Alternative zu den offenen Immobilienfonds der Deka, die den hohen Bedarf an solchen Produkten alleine nicht befriedigen kann. Das Wertpapierhaus der Sparkassen beschränkt die Zuflüsse in ihre Immobilienprodukte bewusst, um die Liquiditätsquote in den Fonds nicht noch höher zu treiben, was die ohnehin nicht gerade üppige Rendite weiter verwässern würde. "Die anhaltenden Niedrigzinsen bewirken eine immer höhere Nachfrage nach indirekten Immobilieninvestments", betont Schenk.

Rund 30 Institute geben Geld fürs Startportfolio
Noch in diesem Jahr möchte die Real I.S. beginnen, mit 160 bis 200 Millionen Euro "Seed-Money" von rund 30 Sparkassen ein Startportfolio aufbauen. "Ich bin zuversichtlich, dass wir bis zum Jahresende drei oder vier Objekte anbinden können", berichtet Schenk.

Sobald dieses Seed-Portfolio aufgebaut sei, könne der Vertrieb an Privatkunden beginnen. Schenk zufolge tun sich die Anlageberater deutlich leichter, einen Fonds zu empfehlen, wenn sich schon konkrete Objekte im Portfolio befinden. Nach und nach sollen sich die Anfangsinvestoren dann aus dem Fonds zurückziehen. "Unser Ziel ist ein reiner Privatanlegerfonds", so Schenk.

2022 soll die Milliarden-Marke geknackt sein
Verläuft alles nach Plan, wird der neue Fonds im Jahr 2022 die Marke von einer Milliarde Euro überschreiten. In der Aufbauphase des Portfolios möchte Real I.S. keine Abstriche bei der Qualität machen. Entsprechend dürfen Anleger nicht mit sonderlich hohen Renditen rechnen: Der Anbieter erwartet auf Fondsebene eine jährliche Ausschüttung von 2,0 bis 2,5 Prozent.

Investieren möchte Real I.S. in erster Linie in Büroimmobilien, diversifiziert um Handels- und Logistikobjekte sowie gemischt genutzte Immobilien und Hotels. Als Standort kommen neben Deutschland unter anderem auch die Niederlande, Frankreich, Irland und Spanien in Frage. (bm)


Einen ausführlichen Artikel über die in jüngster Zeit neu aufgelegten offenen Immobilienfonds in Deutschland lesen Sie im SACHWERTE SPEZIAL, einer Beilage der Heftausgabe 3/2019 von FONDS professionell, die Ende September erscheint.