Der Online-Vermögensverwalter Minveo hat einen eigenen Fonds lanciert. Bereits seit Mitte August steht der Minveo One powered by AI für private und institutionelle Anleger offen. Die seit 2017 aktive Gesellschaft, die über eine Bafin-Lizenz verfügt, möchte mit dem Fonds auch Investoren mit schmalerem Geldbeutel Zugang zu ihrer "Strategie mit der höchsten Komplexitätsstufe" ermöglichen. Zudem können so auch professionelle Investoren an den mittels künstlicher Intelligenz (KI) gesteuerten Strategien von Minveo partizipieren.

"Unsere Strategie bieten wir in den Vermögensverwaltungsdepots in verschiedenen Komplexitätsstufen an", erklärt Johannes Schubert, Mitgründer und Chef fürs Operative bei Minveo, die Auflage des Portfolios. "In der höchsten Stufe investieren wir derzeit in rund 36 Länderindizes, welche die jeweiligen Märkte breit abbilden, wobei die genaue Allokation durch Menschen justiert und anschließend durch unser KI-basiertes Risikomanagement täglich überwacht wird." Das Konzept in dieser höchsten Granularität funktioniert Schubert zufolge aber erst bei höheren, sechsstelligen Summen. Bei kleineren Beträgen werden Länder in Regionen zusammenfassende Indizes aggregiert, was die Reaktionsfähigkeit auf die jeweilige lokale Entwicklung einschränkt. Daher bietet der Robo für kleinere Summen Depots mit einer abgespeckten Strategie aus weniger Titeln an. In einem Fonds wiederum kann die vollständige Strategie umgesetzt werden – auch für Kleinanleger.

Black Box bei Kauf- oder Verkaufsignalen
Das Risikomanagement von Minveo arbeitet länderbasiert. Für jedes Land individuell berechnet die KI täglich, ob die Papiere gehalten oder verkauft werden. "Ein rein globaler Ansatz würde nicht funktionieren." Grund sei, dass Schwankungen in verschiedenen Ländern teils ganz anders ausfielen. In den Algorithmus fließen 23 Variablen hinein, die auf Fundamentaldaten wie Wechselkurs zum US-Dollar oder Geldmarktpolitik der Notenbank zugreifen. "Daten aus sozialen Medien wie Twitter berücksichtigt das System nicht", betont Schubert, der auch zugibt, dass er und seine Kollegen nicht wissen, welche Variablen nun den Ausschlag für Kauf oder Verkauf gegeben haben. "Das liegt in der Natur einer selbst lernenden KI, dass sie in der Beziehung eine Black Box ist."

Allerdings eine erfolgreiche: So habe die KI schon einige Zeit vor Ausbruch der Corona-Pandemie in Europa Verkaufssignale für Aktien aus China und umliegenden Ländern, dann für Afrika und Lateinamerika gegeben. "Am 27. Februar 2020 waren wir komplett in Cash, bevor die Märkte kollabiert sind", sagt Schubert. Ähnlich früh habe das System vor Beginn des Ukraine-Kriegs reagiert: "Die KI hat dafür gesorgt, dass wir am 23. Dezember 2021 bereits komplett aus den Aktien heraus und in Cash investiert waren." (jb)