Der Pariser Immobilienvermögensverwalter Corum denkt über eine Expansion nach Deutschland nach. Ein "Soft-Launch" werde "sehr konkret" evaluiert, sagte eine Sprecherin gegenüber FONDS professionell ONLINE. Corum wurde 2011 in Frankreich gegründet. Vertriebsniederlassungen gibt es bis jetzt in Österreich sowie in Portugal und in den Niederlanden.

SCPI-Struktur
In Österreich werden seit 2019 die Immobilienportfolios Corum Origin und Corum XL vertrieben. Bei den beiden Produkten handelt es sich nach EU-AIF-Regeln um geschlossene Fonds in der Form der französischen SCPI-Struktur (Sociétés civiles de placement immobilier). SCPIs investieren meist in Gewerbeimmobilien und schütten aus den Mieterträgen regelmäßig Dividenden an ihre Anleger aus.

Diese Immobilienprodukte verzeichneten in Frankreich in den vergangenen, zinsschwachen Jahren laut dem Branchenverband ASPIM eine Vervielfachung der Mittelzuflüsse. Im vergangenen Jahr gab es jedoch Rückgänge. Grund sind die Zinserhöhungen der Zentralbanken, die Geldmarktanlagen wieder attraktiver machen und die umgekehrt auch Druck auf die Immobilienpreise ausgeübt haben.

In Frankreich warnen Finanzmarktregulator und Wirtschaftsministerium ausdrücklich vor den Risiken bei SCPIs. Sie haben oft hohe Einstiegskosten und die Wertentwicklung ist bei Verwerfungen auf den Immobilienmärkten oder Wirtschaftsdellen direkt betroffen, wenn etwa die Gebäudepreise sinken oder Mieteinnahmen ausfallen. Es werden sehr lange Haltedauern von mindestens zehn Jahren empfohlen. Anleger müssen sich außerdem über die geringe Liquidität der geschlossenen Form im Klaren sein.

Liquiditätsfrage
Die Corum-Fonds sind als SCPIs mit variablem Kapital ausgestaltet: Anleger können neue Anteile zeichnen, genauso wie das Stammkapital umgekehrt gesenkt werden kann. Beim Ausstieg müssen Anleger jedoch beschränkende Regeln in Kauf nehmen (etwa wenn eine nicht ausreichende Zahl an wartenden Anteilskäufern gegenübersteht).

Der Origin, dessen Strategie sich auf europäische Gewerbeimmobilien beschränkt, erwirtschaftete laut den Unternehmensangaben im Jahr 2023 eine Rendite von gut sechs Prozent, im Corum XL, der auch außerhalb Europas investiert, waren es 5,4 Prozent. Mit Rendite bezeichnet Corum die Bruttodividende vor französischen und ausländischen Steuern, die vom Fonds im Namen des Anlegers gezahlt werden.

Starke Ausdehnung
Insgesamt verwalten die Franzosen drei SCPIs, denen im Jahr 2023 netto Gelder in Höhe von 1,1 Milliarden Euro zugeflossen sind. Davon kaufte die Pariser Gesellschaft Gebäude für eine Milliarde Euro.

Diese Zahlen sprechen von einer massiven Ausdehnung des Unternehmens innerhalb nur kurzer Zeit: Allein im Vorjahr wuchsen die drei Fonds, die laut den Angaben eine Gesamtkapitalisierung von 6,3 Milliarden Euro aufweisen, um gut ein Fünftel. Und auch die gesamte Zahl der Kunden ist 2023 um 20 Prozent auf 120.000 angewachsen. Angesprochen werden laut den Angaben ausschließlich Retailanleger.

Zukäufe 2023
Es würden nur so viele Kundengelder angenommen, wie in ausreichend renditeträchtige Immobilien investiert werden kann, betont Corum-Gründer Frédéric Puzin. Im Jahr 2023 seien 25 Objekte in zehn Ländern gekauft worden. Sinkende Immobilienpreise betrachte das Unternehmen als Kaufgelegenheit. Man kaufe aufgrund der hohen Anlegermittelzuflüsse ohne Bankkredite. (eml)