Der Markt für European Long-Term Investment Funds (ELTIFs) kam lange kaum vom Fleck. In jüngster Zeit geht es aber voran. Der Schweizer Vermögensverwalter Partners Group mit Hauptsitz in Zug, einer der Pioniere auf dem Gebiet der europäischen langfristigen Investmentfonds, hat Anfang November einen weiteren Fonds dieser Art herausgebracht. Markus Pimpl, ELTIF-Verantwortlicher bei der Partners Group, erklärt im Interview mit FONDS professionell ONLINE, wie dieser sich von seinen Vorgängern unterscheidet – und was es in Sachen ELTIFs sonst noch Neues gibt.


Herr Pimpl, ELTIFs können zwar bereits seit Dezember 2015 aufgelegt werden. Da die neue Fondskategorie aber etwas lahm startete, ist sie eventuell manchem Privatanleger und Vermittler noch nicht richtig bekannt. Könnten Sie bitte kurz erläutern, worum es bei dem jüngsten aller Fondsvehikel geht?

Markus Pimpl: Ja, gern. ELTIFs kombinieren Eigenschaften von geschlossenen Fonds mit typischen Merkmalen von UCITS-Portfolios. Die Vehikel bieten Privatanlegern die Möglichkeit, in einem regulierten Rahmen über geschlossene Fonds in illiquide Assetklassen wie Private Equity oder Infrastruktur zu investieren, die ihnen ansonsten nicht zugänglich sind.

Bis Mitte 2019 war gerade einmal eine Handvoll dieser Fonds am Markt.

Pimpl: Das hat sich geändert. Ein Blick in das ELTIF-Register der Europäischen Wertpapieraufsicht ESMA zeigt, dass mittlerweile rund 30 europäische langfristige Investmentfonds aufgelegt worden sind.

Ganz frisch zur ELTIF-Gemeinde hinzugestoßen ist erst Anfang November 2020 Ihr Fonds PG Private Markets. Zwei solche Vehikel hatte die Partners Group bereits auf den Markt gebracht. Was ist diesmal anders?

Pimpl: Mit dem neuen Fonds starten wir die zweite ELTIF-Generation. Der erste Vertreter dieser zweiten Generation investiert, anders als seine beiden Vorgänger, nicht nur in Private Equity. Stattdessen bilden wir mit dem neuen ELTIF alle Sektoren des Privatmarkts ab, in welche die Partners Group investiert. Zwar sollen Private-Equity-Investments mit 50 Prozent den größten Teil des Portfolios ausmachen, jeweils 20 Prozent werden aber in Immobilien- und Infrastrukturprojekte fließen. Bei den restlichen zehn Prozent handelt es sich um Kredite an Private-Equity-Gesellschaften. 

Eine Art "One-Stop-Lösung" also?

Pimpl: Genau, wir möchten mit dieser One-Stop-Lösung Privatanlagern und kleinen institutionellen Investoren, die bisher nicht oder kaum illiquide Privatmarktanlagen in ihrem Portfolio haben, die Möglichkeit geben, über einen einzigen Fonds breit diversifiziert in den Privatmarkt einzusteigen. Damit der ELTIF nicht nur sehr vermögenden Kunden vorbehalten bleibt, liegt die Mindestanlagesumme bei 20.000 Euro. Die Laufzeit des neuen Privatmarktvehikels wird zehn Jahre betragen. Vertriebspartner ist unter anderem die Schweizer Großbank UBS, die den Fonds in über 20 europäischen Ländern anbieten will.

Sie sprechen von einer neuen Generation. Sollen also weitere ELTIFs folgen?

Pimpl: Ja, Mitte kommenden Jahres könnte es so weit sein. Es ist wichtig, dass immer mehr Fonds dieser Art auf den Markt kommen. Es war ja ein Ziel der EU-Kommission, Privatanlegern mit dem ELTIF Zugang zu Privatmarktinvestitionen zu eröffnen, damit sie sich zusätzliche Renditequellen erschließen und ihr Depot stabiler aufstellen können. Schließlich vollziehen ELTIFs die Bewegungen an den Kapitalmärkten weniger stark nach als UCITS-Fonds.

Manche Asset Manager fordern im Zuge der Evaluierung, die derzeit bei der EU-Kommission läuft, es solle ELTIFs erlaubt werden, künftig mehr in UCITS-konforme liquide Assets anzulegen. Bisher dürfen solche Assets maximal 30 Prozent des Fondsvermögens ausmachen. Was halten Sie von der dieser Forderung?

Pimpl: Ich kenne die Forderung natürlich. Zuweilen wird auch der Wunsch geäußert, ELTIFs sollten stärker in Publikumsfonds und auch als Dachfonds investieren dürfen. Ich kann mir aber kaum vorstellen, dass sich die EU-Kommission auf solche Forderungen einlässt. Es macht ja gerade Sinn, dass es jetzt ein reguliertes Vehikel gibt, dass illiquide Anlagen zulässt. Für liquide Anlagen gibt es bereits mehr als genug Möglichkeiten zu investieren – es braucht den ELTIF dazu nicht. Weiterhin werden die zusätzlichen Gebührenebenen eines Dachfondkonstrukts dem ausdrücklichen Wunsch der Kommission nach voller Gebührentransparenz nicht zuträglich sein.

Vielen Dank für das Gespräch. (am)


Einen ausführlichen Bericht über neue Entwicklungen am Markt für ELTIFs finden Sie in der neuen Heftausgabe 4/2020 von FONDS professionell, die Abonnenten in Kürze zugestellt wird.