30 Jahre ist es her, dass Peter Königbauer als Derivate-Händler an der Eurex einstieg. Sein Wissen über Put- und Call-Optionen war ein Grund dafür, warum Pioneer ihm 2015 das Management des Pioneer Investments Discount Balanced übertrug. Für den Fondsanbieter arbeitet er schon seit elf Jahren. Seit vier Jahren leitet er das Real-Assets-Team in München. Im Gespräch mit FONDS professionell ONLINE erläutert Königbauer, wie er den einst rentenlastigen Discount-Balanced-Fonds neu ausgerichtet hat.


Herr Königbauer, Ihr Fonds steht derzeit im Vertriebsfokus von Pioneer Investments. Warum meinen Sie, dass das Produkt gerade jetzt in die Zeit passt?

Peter Königbauer: Die Anleger suchen einen Ersatz für Tages- oder Festgeld, weil sie dort keine Zinsen mehr bekommen. Diese Lücke gilt es zu schließen. Da kommt unser Fonds ins Spiel. Mit unserem Ansatz beim Pioneer Investments Discount Balance haben wir gezeigt, dass eine jährliche Wertentwicklung von bis zu drei Prozent über dem Geldmarktsatz Euribor machbar ist. Wenn ich das hier sage, möchte ich jedoch klar stellen, dass es sich hierbei um keine jährlich garantierte Renditeerwartung handelt. Zudem ist eine Wertentwicklung von bis zu drei Prozent nicht möglich, ohne ein höheres Risiko einzugehen. Auch dies muss jedem Anleger bewusst sein. Denn die sichere Rendite liegt bekanntlich im Minus.

Dennoch investieren Sie immer mindestens 40 Prozent des Portfolios in Staats- und Unternehmensanleihen aus der Euro-Zone. In Zeiten, in denen alle Welt von steigenden Inflationsraten und der Zinswende spricht, klingt das nicht unbedingt nach einer sinnvollen Anlage.

Königbauer: Die 40 Prozent schreibt uns der Verkaufsprospekt vor. Er wurde 2002 verfasst, also in einer Zeit, als das derzeitige Zinsumfeld schlicht nicht vorstellbar war. Allerdings haben wir die Freiheit, die Duration auf null zu senken. So können wir das Portfolio vor den Folgen eines Zinsanstiegs schützen. Bevor ich den Fonds im Mai 2015 übernommen habe, lag die Rentenquote im Schnitt bei 80 Prozent. Die haben wir halbiert. Neu dazugekommen ist die Möglichkeit, alternative Investments wie Rohstoffe, Währungen oder REITs beizumischen. Wir sind also breiter aufgestellt als früher und nutzen Renditequellen abseits des Renten- und Aktienmarktes.

Eine breite Klaviatur. Bespielen Sie und Ihr Co-Manager Johannes Sienknecht diese Tasten alle selbst?

Königbauer: Nein. Um im Bild zu bleiben: Ich fühle mich manchmal eher wie ein Dirigent. Wir geben die Allokation vor, kümmern uns aber nicht um die Details. Der Renten- und der Aktienanteil werden von eigenen, spezialisierten Teams bei Pioneer gemanagt. Bei den alternativen Investments greifen wir unter anderem auf UCITS-konforme Publikumsfonds zurück.

Sind das hauseigene Fonds oder externe Produkte?

Königbauer: Teils, teils. Insbesondere bei den Deviseninvestments ist mir wichtig, genau zu wissen, was der Portfoliomanager tut. Darum greife ich in diesem Fall auf den Pioneer Funds – Absolute Return Currencies meines Kollegen Andreas König zurück, mit dem ich mich eng austausche. Voraussetzung ist natürlich, dass die Performance stimmt, was in diesem Fall absolut gegeben ist. Seit Auflage im Jahr 2004 hatte der Fonds bisher nur ein negatives Jahr.

Ein wichtiges Element Ihres Fonds ist die Discount-Strategie: Sie kaufen Aktien und verkaufen gleichzeitig Call-Optionen auf die entsprechenden Märkte. Die Prämien für die Optionen sorgen für zusätzliche Einnahmen, die wie ein Risikopuffer wirken. Andererseits verbauen Sie sich damit die Chance, an stark steigenden Kursen teilzuhaben. Und wenn es richtig rappelt, nutzt der Puffer wenig, denn auch Ihre Aktien stürzen ab. Unter einem attraktiven Rendite-Risikoprofil stellen sich viele Anleger etwas anderes vor.

Königbauer: Einen Crash, der sich über Nacht ereignet und mit dessen Auswirkungen wir uns am Morgen konfrontiert sehen, wird bei falscher Positionierung auch unsere Strategie nicht ausgleichen können. Die Prämieneinnahmen würden dann nicht mehr ausreichen, um die Verluste aus dem Aktienminus zu kompensieren. Andererseits würden in einem solchen Fall aller Voraussicht nach die Kurse der Rentenpapiere anziehen. Auch die alternativen Investments können helfen, Risiken abzufedern. Wichtig ist, dass wir täglich steuern, welches Risiko wir mit dem Fonds eingehen wollen. Wenn sich unruhige Zeiten abzeichnen, nehmen wir bewusst den Fuß vom Gas, denn im Zweifel sind wir lieber ein wenig zu vorsichtig als zu optimistisch. Was Sie ebenfalls nicht vergessen dürfen: Gerade in volatilen Märkten wirft die Discount-Strategie attraktive Erträge ab, weil in einem solchen Umfeld höhere Optionsprämien bezahlt werden.

Der Fonds mag eine Alternative zu Tages- oder Festgeld sein, die Investmentstrategie ist aber nicht so ohne weiteres für jeden zu verstehen. Wie gelingt es, Privatanlegern zu erklären, welche Risiken mit dem Fonds verbunden sind?

Königbauer: Das ist die sicherlich nicht einfache Aufgabe der Anlageberater. Den Investoren sollte bewusst sein, dass der Fonds in einem erheblichen Ausmaß Derivate einsetzt. Der Vorteil dieses Vorgehens liegt in den erhaltenen Prämien. Sie stellen eine Absicherung gegen Kursverluste dar, da der Einstandspreis günstiger wird. Dagegen verringert sich die Gewinnchance, weil der Gewinn nach oben gedeckelt ist. Diese Art der Investitionen profitieren damit bei leicht fallenden bis leicht steigenden Märkten. Generell muss jedoch in diesen Zeiten jedem klar sein, dass auch eine niedrige einstellige Rendite mit gewissen Risiken verbunden ist – wie eingangs schon erwähnt.

Vielen Dank für das Gespräch. (bm)