Der Schweizer Baustoffkonzern Holcim will sein Nordamerika-Geschäft abspalten und als eigenständige Gesellschaft an der Börse notieren. Diese Ankündigung Ende Januar ließ Peter Heim aufhorchen. Denn er lenkt den Keynote Spin-off Fund, nach eigenem Bekunden der erste Investmentfonds, der in diese Nische investiert. Im Kern geht es dabei um Unternehmen, die einen Teil abspalten und an die Börse bringen – eben so wie Holcim mit seinem nordamerikanischen Bereich.

"Insgesamt erwirtschaften Spin-offs höhere Renditen", sagt Heim im Gespräch mit FONDS professionell ONLINE. Die Mehrrendite sei in zahlreichen wissenschaftlichen Studien über die vergangenen fünf Jahrzehnte erwiesen worden. Zudem sei die Entwicklung der Aktienkurse der Jungfirmen weniger von der Marktentwicklung bestimmt als vielmehr von unternehmensspezifischen Faktoren.

Informationslage ist dünn
Heim erklärt die Mehrrendite aber auch mit strukturellen Faktoren. "In den ersten drei bis sechs Monaten besteht ein Verkaufsdruck, da einige Investoren die Aktie des abgespaltenen Teils nicht halten dürfen", erläutert der Fondslenker. Dies trifft besonders indexgebundene Investoren. So kann die Marktkapitalisierung zu klein sein, oder das Spin-off ist in einer anderen Branche tätig als der Mutterkonzern.

In der Anfangsphase nach der Abspaltung ist zudem die Informationslage dünn. Geschäftsberichte als eigenes Unternehmen liegen noch nicht vor. Auch die Aktienanalysten müssen sich erst ein Bild von der neuen Firma machen. Dies mündet in einem Abschlag auf den Aktienkurs. Nach den ersten Gehversuchen auf eigenen Füßen weisen einige Spin-offs ein starkes Umsatzwachstum auf, das dann auch zu höheren Bewertungen führt.

Ferraris Schubkraft schwindet
"Dieser Spin-off-Effekt verschwindet aber nach einigen Jahren", erläutert Heim. So lasse sich bei Ferrari mehr als die Hälfte der erwirtschafteten Gesamtrendite seit dem Spin-off durch die Kombination aus Margen- und Bewertungsexpansion erklären. Dieser Effekt werde aber langsam abebben. "Eine ähnlich hohe Wertentwicklung ist bei der Aktie künftig unwahrscheinlich." Die Auto-Ikone war 2015 von dem Autokonzern Fiat Chrysler abgespalten worden.

Heim und sein Team investieren erst, wenn ein Spin-off tatsächlich offiziell angekündigt wurde. Auf Gerüchte reagieren sie nicht. "Das wäre reine Spekulation", meint Heim. Auf einen steten Nachschub an Kandidaten für das Portfolio kann das Team an den Standorten in Zürich und Luxemburg setzen. Heim beziffert das Universum für den weltweit anlegenden Fonds auf 150 bis 250 Unternehmen. Der Großteil stammt aus den USA, gefolgt von Europa und Kanada. Der asiatisch-pazifische Raum holt jedoch auf.

"Diese Spin-offs meiden wir"
Nicht jede Abspaltung ist aber ein automatischer Glücksgriff. "Die Dispersion ist hoch", sagt der Manager. Das beste Viertel erreiche eine deutlich bessere Performance als das schlechteste Viertel. So nutzen manche Konzerne einen Spin-off, um Geschäftsbereiche loszuschlagen, die eine hohe Umweltbelastung verursachen oder hohe Schulden aufgetürmt haben. "Diese Spin-offs meiden wir", betont Heim. (ert)