Prisma Life möchte sich künftig auf das Angebot von Nettotarifen konzentrieren. Bei den provisionsbasierten Tarifen, die der liechtensteinische Versicherer weiterhin anbietet, wird ab März die Abschlussprovision zugunsten einer laufenden Vergütung gesenkt, wie die Gesellschaft mit Sitz in Ruggell meldet. Auch wenn dies laut Prisma Life vorübergehend zu einem Rückgang des Neugeschäftsvolumens führen wird, könnten der auf Fondspolicen spezialisierte Versicherer wie auch Mitbewerber vor dem Hintergrund der Probleme klassicher Lebenspolicen längerfristig mit einem Volumenwachstum rechnen. Zu diesem Tenor kam jüngst eine Diskussionsrunde mit ausländischen Versicherern, die auf dem deutschen Markt tätig sind.

"Für die sich abzeichnenden Marktveränderungen bei Vergütungsstrukturen und Kalkulationsgrundlagen sind wir damit bestens gerüstet", sagte Prisma-Life-Vorstandschef Holger Beitz. "Wir erwarten, dass es für flexible Vergütungsmodelle mit hoher Transparenz eine wachsende Nachfrage sowohl von Vermittlerseite als auch von den Endkunden geben wird."

Nettotarife sind durchaus umstritten
Prisma Life bietet nach eigenen Angaben bereits seit 2008 Nettotarife an. 2015 entfielen rund 45 Prozent des Neugeschäfts auf Abschlüsse mit separater Vergütungsvereinbarung zwischen Vermittlern und Kunden. Für 2016 kündigt Beitz zudem den Start eines neuen, weiter verbesserten Nettotarifs an, auch weil der Versicherer im Hinblick auf die Digitalisierung der Branche und der Vertriebsprozesse Vorteile bei Nettotarifen sieht.

Nettotarife mit Vergütungsvereinbarungen sind unter Verbraucherschützern und Honorarberatern durchaus umstritten, weil der Vermittler – wie schon im Provisionsmodell – nur dann Geld verdient, wenn der Kunde eine Police zeichnet. Eine unabhängige, ergebnisoffene Beratung sei dadurch nicht möglich. Falls der Kunde seine Police kündige, sei er sogar schlechter gestellt als bei einem verprovisionierten Vertrag, weil er die Vermittlervergütung trotz Kündigung weiterzahlen müsse, so die Kritiker. Daher hat sich auch schon der Bundesgerichtshof mit diesen Verträgen befasst.

"Garantie bedeutet heute eine garantierte Versorgungslücke"
Neben den Vorteilen, die Prisma Life in den Nettotarifen sieht, sollte sich auch der Fokus auf Fondspolicen auszahlen. Auf einem Roundtable der Kommunikationsberatung Instinctif Partners, an der die Versicherer Zurich, Standard Life, Prisma Life sowie die Unternehmensberatung Innovalue teilnahmen, sagte Marcus Nagel, Leben-Vorstand der Zurich-Gruppe in Deutschland, dass er weiterhin mit einer positiven Marktentwicklung rechne.

Bei der Diskussion stellte Andrea Helmerich, Head of Strategy and Businnes Planning bei Standard Life Deutschland, zudem heraus, dass Anbieter nicht nur versicherungstechnisch, sondern vermögensorientiert denken müssen. Die langjährige Fokussierung auf Garantieprodukte habe bei vielen Verbrauchern zu übertriebenen und teilweise irrigen Sicherheitsbedenken geführt. "Garantie bedeutet heute eine garantierte Versorgungslücke", sagte Helmerich. "Garantien aufzugeben heißt aber nicht, dass der Kunde Sicherheit aufgeben muss. Es gibt inzwischen moderne Anlagekonzepte, die auch ohne Garantie für eine stabile Performance sorgen." (jb)