Eine vor knapp zwei Wochen veröffentlichte positive Studie zu der Anlegerakzeptanz von offenen Immobilienfonds hatte Anlass zu Spekulationen über den ungenannten Auftraggeber und die Ziele der Befragung gegeben. Nachfragen von FONDS professionell ONLINE hatten ergeben, dass die Umfrage möglicherweise von einer Kapitalanlagegesellschaft in Auftrag gegeben wurde, die Pläne für neue offene Immo-Fonds in der Schublade liegen hat. Das Ziel der Studie könnte sein, so die Vermutung eines Branchenexperten, das derzeit laufende Gesetzgebungsverfahren für die neue rechtliche Ausgestaltung der Fonds zu beschleunigen. Denn aufgrund der derzeit unsicheren Gesetzeslage haben viele Kapitalanlagegesellschaften trotz vorhandener Anlegernachfrage nach den Fonds ein Planungsvakuum.  

Das Rätselraten um den unbekannten Auftraggeber ist nun gelöst: die KanAm Grund Kapitalanlagengesellschaft mbH und drei weitere Fondsgesellschaften haben die vom Frankfurter IMR Institute for Marketing Research durchgeführte Studie initiiert, deren vollständige Ergebnisse am Dienstag vorgestellt wurden. Die Namen der übrigen drei Gesellschaften wollte Michael Birnbaum, Sprecher der federführenden KanAM, auf Nachfrage nicht nennen. Die KanAM hatte bereits Ende letzten Jahres Pläne für einen neuen offenen Immobilienfonds bestätigt. Auch hatte sie damals  angegeben, dass die Verabschiedung der AIFM-Richtlinie, die das erst seit Jahresbeginn gültige Gesetz zur Stärkung des Anlegerschutzes und zur Verbesserung der Funktionsfähigkeit des Kapitalmarktes (AnsFuG) ersetzen wird, der Haupthinderungsgrund für die Umsetzung der Pläne war.  "Wir haben die Umfrage vor der geplante Produkteinführung in Auftrag geben, um die Nachfrage nach offenen Immobilienfonds zu ermitteln. Ein ganz normaler Vorgang", erklärte der KanAM-Sprecher und widersprach damit auch den Vermutungen über den Entstehungshintergrund der Studie. "Der parlamentarische Zeitplan ist schon länger festgelegt und kann ohnehin nicht mehr geändert werden", so Birnbaum weiter.

Studie vergleicht drei Fondskonzepte hinsichtlich Akzeptanz
Wie das IMR vor rund zwei Wochen in einer Vorabveröffentlichung bereits meldete, sind die Modalitäten über Haltefristen und die Rückgabe von Anteilsscheinen ein wichtiger Aspekt bei der parlamentarischen Beratung der AIFM-Richtlinie. Aus diesem Grund hat das IMR hier auch einen Schwerpunkt in der Befragung gelegt und drei Fonds-Modelle hinsichtlich ihrer Akzeptanz verglichen:

Zum einen offene Immobilienfonds mit Freibetragsregelung. Dieses Modell, laut IMR "Konzept A“, entspricht heutiger Regelung gemäß AnsFuG, welche Immobilienfonds eine börsentägliche Rückgabe des angelegten Kapitals bis zu einer Höhe von 30.000 Euro pro Halbjahr ermöglicht. Damit bleiben jedoch die konzeptbedingten Risiken zu Fondsschließungen im Falle überhöhter Rückzahlungsforderungen der Anleger bestehen, da rund 80 Prozent der Anleger weniger als 30.000 Euro in offene Immobilienfonds investiert haben.

Dagegen weisen die beiden neuen, derzeit in Berlin zur Diskussion stehenden Konzepte, grundsätzlich eine zwölfmonatige Kündigungsfrist und damit deutlich mehr Sicherheit vor Fondsschließungen auf. Der Regierungsentwurf zum künftigen Kapitalanlagen-Gesetzbuch (KAGB) sieht offene Immobilienfonds ohne eine Freibetragsgrenze vor (entspricht dem Konzept B). In einer dritten Version (Konzept C) werde dies zusätzlich kombiniert mit einer sogenannten Härtefall-Klausel, die dem Anleger bei berechtigten Notfällen eine Auszahlung von bis zu 30.000 Euro pro Kalenderhalbjahr ermöglicht.

76 Prozent wünschen sich offene Immo-Fonds mit mehr Sicherheit
Beim Thema Zukunft der offenen Immobilienfonds ergab die Studie folgende Verteilung unter den Befragten, wie das IMR schreibt: 45 Prozent priorisierten Sicherheit vor Fondsschließungen durch zwölfmonatige Kündigungsfrist und eine zusätzliche Verfügbarkeit über Härtefallregelung (Konzept C); 31 Prozent priorisierten Sicherheit vor Fondsschließungen durch zwölfmonatige Kündigungsfrist (Konzept B); und nur 24 Prozent ist beim Kauf eine kurzfristige Liquidierbarkeit des Anlagewerts am wichtigsten (Konzept A). "Die seit 2008 schwelende Finanzmarktkrise hat die grundsätzlichen Strukturprobleme Offener Immobilienfonds  erstmals zutage treten lassen. Deshalb verlangen die Anleger heute verständlicherweise nach neuen, in erster Linie sehr sicheren Konzepten offener Immobilienfonds“, kommentiert IMR Geschäftsführer Thomas Wiemers das Ergebnis (siehe Grafik des IMR).

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Offene Immobilienfonds derzeit wenig attraktiv
Dass potenzielle Investoren die Anlageklasse offene Immobilienfonds derzeit als wenig attraktiv wahrnehmen, spiegele die Antwort von nur acht Prozent der Befragten wider, die sicher oder sogar sehr sicher wieder in offene Immobilienfonds investieren würden. Nur 14 Prozent gaben an, sich mit offenen Immobilienfonds gut oder sehr gut auszukennen, ganz acht Prozent halten offenen Immobilienfonds für eine sichere beziehungsweise sehr sichere Geldanlage. "Dem Gesetzgeber bietet sich nun die Möglichkeit, mit der Zulassung sicherheitsorientierter Fondsmodelle den offenen Immobilienfonds eine neue Zukunft zu geben“, so Wiemers, der auch auf die gesamte Branche eine schwierige Aufgabe zukommen sieht. Und weiter: "Das Betongold-Image hat signifikant gelitten und muss neu aufgebaut werden. Wir haben einige Optimierungspotenziale identifiziert.“

Gesetzesnovelle mit erhöhten Schutzmechanismen weckt wieder größeres Interesse an Offenen Immobilienfonds
Dagegen wecken geplante Gesetzesnovellen mit erhöhten Schutzmechanismen (Konzepte B und C) das Interesse der potenziellen Investoren. 42 Prozent der Befragten gaben an, ihr Interesse an offenen Immobilienfonds würde hierdurch gesteigert. Allerdings haben nur acht Prozent bereits von den Neuregelungen gehört. Dennoch bestätigen die deutschen Anleger in der Befragung damit indirekt die aktuellen Pläne der Bundesregierung für das künftige Kapitalanlagen-Gesetzbuch, das im Sommer in Kraft treten wird. Darin soll anstelle der börsentäglichen Verfügbarkeit künftig eine Kündigungsfrist von zwölf Monaten für Offene Immobilienfonds gesetzlich vorgeschrieben werden, um die Gefahr von Fondsschließungen und Abwicklungen zu verhindern. (jb)

Die vollständigen Ergebnisse der Studie (in Form einer PDF-Datei) finden interessierte Leser im Anschluss an diese Meldung. Für die Studie wurden  1.200 in Deutschland lebende Personen im Alter ab 18 Jahren, die über ein Haushaltsnettoeinkommen von 2.600 Euro und mehr sowie liquides Anlagevermögen von mindestens 1.000 Euro verfügen, befragt. Im Rahmen der Untersuchung wurden teilstrukturierte Onlineinterviews mit jeweils rund 15 Minuten Dauer geführt und dabei die drei zu evaluierenden Fondkonzepte jeweils rotierend präsentiert.