"Eines lässt sich mit Sicherheit festhalten: Die niedrigen Zinsen machen den Vertrieb eines Versicherungsprodukts, das in aller Regel aktiv verkauft werden muss, nicht einfacher", lautete das ernüchternde Eingangsstatement von Christian Jaffke, Leiter Produktmanagement Leben bei Jung, DMS & Cie., beim Roundtable-Gespräch von FONDS professionell.

Es sei extrem bedauerlich, dass vielfach – ob in Talkshows oder auch in den Medien – den Versicherern der Schwarze Peter zugeschoben werde für eine Situation, die diese nicht ursächlich herbeigeführt haben, so Jaffke weiter. Da werde Vieles ganz einfach über einen Kamm geschoren nach dem Motto: „Ihr Versicherer habt ein Produkt- beziehungsweise ein Renditeproblem." Dass der derzeit extrem niedrige Zins die eigentliche Ursache für diese Probleme sei, werde überhaupt nicht thematisiert.

Gut funktionierendes Vorsorgemodell ins Wanken gebracht
Auch Andreas Bürse-Hanning, Vorstand des Malerhauses Aures Finanz in Mühlheim, betonte, dass es nur sehr schwer nachvollziehbar sei, warum man gerade den Dienstleistern – sprich: den Versicherern, Maklern und Vermittlern oder auch den Banken – den Vorwurf mache, sie würden ihre Geldanlagen nicht mehr in den Griff bekommen. Letzten Endes werde durch die politisch induzierte Niedrigzinsphase ein über Jahrzehnte gut funktionierendes Vorsorgemodell gerade erheblich ins Wanken gebracht, ergänzte Marcus Stephan, Leiter Versicherungen beim Maklerpool BCA. Das sei extrem kritisch, weil dadurch auch die Kunden sehr stark verunsichert würden.

Dass es aber keineswegs nur die missliebige Zinssituation ist, die die Versicherer vor neue Herausforderungen stellt, sondern gleichzeitig auch neue Regeln hinsichtlich einer höheren Kostentransparenz, wurde von mehreren Diskussionsteilnehmern betont. Dietmar Bläsing, Mitglied des Vorstands beim Volkswohl Bund, hob hervor, dass er es zwar grundsätzlich begrüße, dass das Versicherungsgeschäft insgesamt nun transparenter werde. Man dürfe aber nicht verkennen, dass die Versicherer durch die Vorgaben des LVRG in eine vollkommen neue Situation geraten.

Der endfälligen Garantie gehört die Zukunft
Ein weitgehender Konsens herrschte unter den Diskussionsteilnehmern hinsichtlich der künftigen Produktgestaltung. Demnach gehe der Trend weg von einer über die gesamte Vertragslaufzeit zugesagten hin zu einer endfälligen Garantie. Das werde anhand der Ausgestaltung der Produkte der so genannten 'Neuen Klassik', die mehr und mehr auf den Markt kommen, deutlich.

Carlos Reiss, Geschäftsführer des Frankfurter Maklerhauses Hoesch & Partner, zeigte sich in diesem Zusammenhang davon überzeugt, dass nur jene Versicherer weiter werden bestehen können, die über eine gute Kapitalanlage verfügen und damit innovativ unterwegs sind. "Das werden aber in erster Linie die größeren Branchenteilnehmer sein", so Reiss. (hh)


Im ausführlichen Roundtable-Gespräch von FONDS professionell nehmen die Teilnehmer zudem Stellung zur künftigen Rolle des Vermittlers sowie zu anstehenden Veränderungen bei der Honorierung von Beratungsleistungen. Die Heftausgabe 2/2016 von FONDS professionell ist Ende Mai erschienen. Mitglieder des FONDS professionell KLUBs können den Artikel auch hier im E-Magazin lesen.