Gute Nachrichten aufseiten geschlossener Fonds, schlechte vonseiten der Vermögensanlagen: So lässt sich die aktuelle Analyse des Marktes für Sachwertinvestments durch die Ratingagentur Scope kurz und knapp zusammenfassen. 

Demnach nahm der Markt für geschlossene Publikums-AIF (Alternative Investmentfonds) im zweiten Quartal wieder Fahrt auf. Nach dem Tiefstand im ersten Quartal mit gerade mal drei Neuemissionen kletterte die Anzahl der Fonds-Neuvorstellungen in den Monaten April bis Juni immerhin auf neun an (siehe Tabelle unten), sodass Scope von einer "Verdreifachung" des Angebotes spricht. Das prospektierte Eigenkapitalvolumen der neun AIF-Novizen beträgt insgesamt rund 560 Millionen Euro und hat sich damit gegenüber dem ersten Quartal 2019 mehr als versechsfacht.

Neue geschlossene Fonds

Im ersten Halbjahr 2019 sind damit zwölf Publikums-AIF von der Finanzaufsicht Bafin zum Vertrieb zugelassen worden – zwei weniger als im Vorjahreszeitraum. Das prospektierte Eigenkapitalvolumen liegt dennoch auf dem Niveau des Referenzzeitraums: In den ersten sechs Monaten dieses Jahres summierte es sich auf rund 643 Millionen Euro – im ersten Semester 2018 lag es über alle 14 AIFs gerechnet bei rund 630 Millionen Euro.

Scope merkt ferner an, dass erstmals nach langer Zeit in diesem Jahr drei geschlossene Fonds lanciert wurden, deren prospektiertes Eigenkapital über der Marke von 100 Millionen Euro lag. Der größte davon ist der Wealthcap Immobilien Deutschland 42. Laut dem Emittenten ist für diesen AIF, dessen Vertrieb erst im September starten soll, ein Eigenkapitalvolumen in Höhe von rund 129 Millionen Euro avisiert.

Vermögensanlagen: Angebot geht drastisch zurück
Während sich das Angebot für geschlossene AIF im zweiten Quartal laut Scope "belebte", brach es bei Direktbeteiligungen und anderen sachwertnahen Vermögensanlagen ein. "Das Angebot neuer Vermögensanlagen besteht im zweiten Quartal lediglich aus zwei Produkten", stellt Stephanie Lebert, Senior Analystin bei Scope, fest. Unter diese Produktkategorie fallen laut Gesetzesdefinition stille Beteiligungen, Treuhandvermögensanteile und vor allem Genussrechte sowie Namensschuldverschreibungen, die von Finanzanlagenvermittlern mit einer Erlaubnis gemäß Paragraf 34f Absatz 1 Nummer 3 Gewerbeordnung vertrieben werden dürfen.

Neue Vermögensanlagen

Zum Vergleich: Im Zeitraum April bis Juni 2018 starteten Anbieter noch 15 sachwertige Vermögensanlagen – das Minus beträgt laut Scope demnach 87 Prozent. Auch das zu platzierende Kapital knickte deutlich ein: Dieses beläuft sich Ende Juni 2019 auf rund 26,6 Millionen Euro – im Vorjahreszeitraum waren es rund 133 Millionen Euro.

Gesetzesnovelle stoppt Energieinvestments
Die Branchenbeobachter stellten auch die Frage nach den Ursachen für diesen Rückgang – und benennen drei: Zum einen die Auswirkungen des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG). Vor dessen Neufassung 2017 erhielten Betreiber von Stromerzeugungsanlagen aus erneuerbaren Energien feste Fördersätze. Im EEG 2017 wurde die Vergütung des "sauberen" Stroms hingegen alleine über Ausschreibungen reguliert. Dies geschehe mit dem Ziel, nur diejenigen Stromerzeugungsanlagen zu fördern, die sich im Wettbewerb durchsetzen konnten. Festgesetzte Einspeisevergütungen erhielten so nur noch Onshore-Windenergieanlagen, die bis Ende 2016 genehmigt und bis Ende 2018 in Betrieb genommen wurden. 

Für Windenergieanlagen, die nach dem 1. Januar 2017 ihre Genehmigung erhalten haben und somit am Ausschreibungsverfahren teilnehmen müssen, ergebe sich die Höhe der Förderung erst aus dem Ergebnis dieser Ausschreibung, was natürlich die Fondskalkulation der Anbieter von Bürger-Windparks erschwere.

P&R-Kollaps und Bafin bremsen
Zum anderen nennt Scope den Wegfall der Direktinvestments von P&R in Verbindung mit einem weiterem Angebotsrückgang aufgrund des nachhaltigen Imageschaden dieses Segments. Schließlich könne auch die Bafin eine "Mitschuld" treffen: Diese habe einzelne Angebotskategorien stärker im Blick und könne gegebenenfalls auch eine Emission verbieten. "Scope liegen keine Angaben darüber vor, ob die Bafin Produktinterventionen eingeleitet hat. Allerdings ist Scope davon überzeugt, dass bereits die verstärkte Aufmerksamkeit der Behörde ein Grund für den Angebotsrückgang der Vermögensanlagen ist", schreibt Lebert weiter. (jb)