Für den Auftakt ins Aktienjahr wünscht man sich positive Signale. Schaut man sich die Entwicklung der deutschen Aktien über die letzten Jahrzehnte an, so startete das Jahr am häufigsten mit Kursgewinnen. Zwischen 1973 und 2007 ging es im Januar zweiundzwanzigmal aufwärts, elfmal abwärts und einmal seitwärts. Weltweit sieht es nicht anders aus: Der Januar scheint der Liebling der Börsianer zu sein, meint Thomas Körfgen, Managing Director und Head of Real Estate Equities bei SEB Asset Management.

 

Für diesen Januar-Effekt gibt es ihm zufolge stichhaltige Gründe: Im Dezember verkaufen einige Fondsmanager und institutionelle Investoren Aktienpositionen, mit denen sie Verluste gemacht haben. So soll die Bilanz optisch positiver erscheinen. Nach diesem "Window Dressing" wird das Kapital im Januar neu investiert.

 

Eine weitere Erklärung bietet der Umgang institutioneller Investoren mit ihren Risikobudgets. Soll es auf Jahressicht keine Verluste geben und werden beispielsweise statische "CPPI-Modelle" genutzt, sinkt dieses Budget bei Rückschlägen an der Börse schnell auf null, wo es dann auch bis Jahresende bleibt. Zu Beginn eines Kalenderjahres werden für viele institutionelle Investoren wieder neue Risikobudgets definiert, die dann oft gleich im Januar in Aktien investiert werden.

 

Besonders interessant am Januar-Effekt ist sein scheinbar prognostischer Charakter, so Körfgen: Steigen die Kurse im ersten Monat des Jahres, bleibt es statistisch gesehen auch die restlichen elf Monate bei einem positiven Ergebnis. So konnte der US-amerikanische S&P 500 Index in den vergangenen 40 Jahren fünfundzwanzigmal im Januar zulegen - einundzwanzigmal folgte dann auch ein positives "Restjahr".

 

Aber: Keine Regel ohne Ausnahmen. Die letzten drei Jahre war der Jahresauftakt kein guter Hinweisgeber für das Gesamtjahr. Die Finanzkrise war so tiefgreifend, dass übliche Verhaltensmuster und zyklische Regelmäßigkeiten außer Kraft gesetzt waren. Nachdem sich die Börsen in den letzten beiden Jahren von der Finanzkrise erholt haben, kehrt ein Stück Normalität zurück - und damit auch der Januar-Effekt. Der könnte dann auch dieses Mal einen guten Vorgeschmack auf das Gesamtjahr geben.

Niedrige Zinsen, steigende Unternehmensgewinne und attraktive Bewertungen: Die Voraussetzungen stimmen und dürften Investoren ein renditeträchtiges Aktienjahr 2011 bescheren, ist Körfgen überzeugt. (ir)