Blickt man auf die letzten anderthalb Jahre der börsennotierten Immobilienunternehmen zurück - sogenannten REITs - kann einem vielleicht das Schlagwort "Abwrackprämie" in den Sinn kommen, meint Thomas Körfgen, Geschäftsführer und Fondsmanager bei SEB Asset Management (SEB AM). Ihm zufolge sind die Produkte zuletzt aber unverhältnismäßig abgestraft worden. REITs seien ein Megatrend, der nicht durch Kursverluste weniger Monate, die dazu durch externe Faktoren angetrieben wurden, in Frage gestellt werden könne. Im Marktkommentar InvestorNews schreibt Körfgen dazu wie folgt:

"REITs und Immobilienaktien sind panikartig verkauft worden. Wer einmal innehält und die fundamentalen Fakten dieser Wertpapiere analysiert, wird die Chancen erkennen. Ich bin mir sicher, dass der Aufschwung der börsennotierten Immobilienwerte kommt - entscheidende Argumente sprechen dafür.

REITs haben ein klares, transparentes Geschäftsmodell. Vergleicht man etwa einen REIT mit einem großen Telekom oder Technologieunternehmen, wird dies offensichtlich: REITs können klar regional zugeordnet werden. Damit sind sie der einzige Markt, in dem einzelne Immobilien, Regionen oder Länder aktiv selektiert werden können.

Wer kann aber die Deutsche Telekom oder Nokia so eindeutig lokalisieren? Und wie bestimmt sich der Börsenwert solcher Unternehmen? REITs schütten über 80 Prozent ihrer aus Mieteinnahmen stammenden Erträge an die Aktionäre aus - aus diesem Ertragsfluss und dem Immobilienwert lässt sich weitestgehend der jeweilige Wert bestimmen. Die drastischen Kurseinbrüche der letzten beiden Jahre haben natürlich für Verunsicherung gesorgt, doch muss man an der Börse lernen, gegen sein Bauchgefühl zu agieren. Zumindest dann, wenn man auf erfolgreiche Zuwächse hofft.

Differenzieren vonnöten

Die "Subprime-Krise" war der Auslöser der größten Finanz- und Wirtschaftskrise, die fast alle heutigen Akteure je erlebt haben. Diese "Subprime-Problematik" wurde in einem Atemzug mit den US-Immobilienmärkten genannt. Dabei handelte es sich zum einen um ein Finanzierungsproblem der Banken und zum anderen zunächst nur um den Markt für Eigenheime.

REITs vergeben keine Kredite und engagieren sich nicht in der privaten Eigenheimfinanzierung. Sie sind im größtenteils gewerblichen Immobilienmarkt zu Hause. In der Krise blieb nun aber das Negativimage an den Immobilienmärkten generell haften. Und selbst Investoren, die sich allein von Bank- und Finanzwerten trennen wollten, verkauften teils ungewollt REITs, da diese oft fälschlicherweise in den jeweiligen Indizes geführt werden.

Ich möchte nicht ernsthaft behaupten, REITs wären nun das einzige Anlagegut, das unbeschadet durch die Krise kam, und Kursverluste nur Fehlspekulationen geschuldet sind. Aber erst als sich die Finanzkrise auf die Realwirtschaft auswirkte, waren REITs tatsächlich betroffen. Sinkende Mieten und steigende Leerstandsquoten drohten, den Ertrag für Anleger zu schmälern.

Mittlerweile befinden wir uns in einer Phase, in der sich die Spreu vom Weizen trennt. Wie gut ist die Lage der Immobilien, wie steht"s um die Qualität der Mieter? Nicht nur Lage und Leerstand können zum Verhängnis werden. Oft genug reicht die noch vor nicht allzu langer Zeit so beliebte hohe Fremdfinanzierungsquote. Die ausgetrockneten Kreditmärkte werden für manche Gesellschaften zur existenziellen Bedrohung. Die Auswahl der richtigen Titel zählt daher jetzt mehr denn je - und macht seit einem halben Jahr den Unterschied.   Während sich der Markt für REITs insgesamt kaum bewegt hat, weist der SEB Real Estate Equity Global im laufenden Jahr bereits eine Wertsteigerung von über 40 Prozent auf.

Argument für einen Einstieg

Die teilweise enorme Diskrepanz zwischen Börsen- und fundamentalem Unternehmenswert spricht aktuell für den idealen Zeitraum zum Einstieg in REITs. Dass börsennotierte Immobiliengesellschaften sich kurzfristig mit den Aktienmärkten bewegen und ihrer Volatilität unterliegen, zeigt ein Blick auf die Kursbewegungen der letzten Monate.

Langfristig sind REITs jedoch eher als Immobilien-, denn als Aktienanlage einzuordnen. In der jetzigen Situation wird dies zur idealen Mischung. Nach den Kursstürzen lassen sich aktienseitig Gewinne erzielen - auf der Immobilienseite haben die guten Gesellschaften intakte Immobilienbestände mit hohen laufenden Ausschüttungen." (ir)

Den ausführlichen Marktkommentar InvestorNews von SEB AM finden interessieret Leser im Anhang.