Die alte "Weisheit", laut der man sein Aktienengagement erst in einen langjährigen Winterschlaf schicken muss, um dann im Anschluss die monetären Früchte zu ernten, wird im Zuge der Globalisierung immer hinfälliger, meint Thomas Körfgen, Managing Director und Head of Real Estate Equities bei SEB Asset Management. Vielmehr müsse man das Portfolio regelmäßig im Auge behalten, da sich die Welt rasant ändere - und ergo auch Investmentchancen und -risiken. In einer Kolumne schreibt er dazu wie folgt:

 

"Vom Finanzexperten André Kostolany kommt eine der meist zitierten Börsenweisheiten: Aktien kaufen, eine Schlaftablette nehmen und nach einigen Jahren wird man Reichtum ernten. Als der schlagfertige ungarische Börsenguru diesen Tipp gab, war das sicher richtig - heute gilt der Tipp selbst für langfristige Investoren nicht mehr.

 

Prinzipiell ist es sinnvoll, Aktien zu kaufen und lange zu halten. Als fundamentaler Investor benötigt man Wochen, um Unternehmen grundlegend zu analysieren und häufig noch einmal so lange bis man investiert ist. Langfristigkeit in der Anlagestrategie ist ein Muss. Der Unterschied zu früher ist allerdings, dass Unternehmen sehr viel schneller Strategien und ihr Top-Management austauschen. Die Aktiengesellschaft, in die ich heute investiere, mag in wenigen Jahren nach einem Vorstandswechsel und einer Neuausrichtung ein völlig anderes Unternehmen sein.

 

Auch die Welt verändert sich rasant: Die Wellen technologischer Innovationen werden immer schneller - Zyklen kürzer. Ein Mobilfunkunternehmen mag hervorragende Handys produzieren, verpasst es aber die nächste Welle der Smartphones, fällt die Bewertung nach nur ein paar Jahren völlig anders aus. Nahezu alle Branchen werden heute in ähnlicher Form von technischen Innovationszyklen getrieben. Hinzu kommt die Globalisierung, die es in einer enger zusammenwachsenden Weltwirtschaft schwerer macht, zu bestimmen, welche Länder und welche Unternehmen langfristig stabil sind.

 

Die Konkurrenz ist vielfältiger geworden. Die Möglichkeiten, auf andere Märkte in anderen Ländern auszuweichen, sind gewachsen. Bei einigen Großunternehmen sind darüber hinaus Abhängigkeiten auf internationaler Ebene entstanden. Stabilität ist heute fragiler als zu Zeiten, in denen Kostolany seine Börsenweisheiten formulierte.

 

Anleger brauchen fundamental orientierte Asset Manager, die langfristig ausgerichtet sind. In Portfolios muss oft kurzfristig reagiert werden. Megatrends der Börsen, wie etwa Wasser und Biotechnologie, die auf demografischen Wandel und Bevölkerungswachstum basieren, müssen anhand der Börsenbewertung überprüft werden. Langfristig stimmige Trends gehen beim Investieren ansonsten schnell nach hinten los - man denke nur an den Jahrtausendcrash der Internetaktien." (ir)