The Original Platform Fund wird Ende Januar 2024 auf den Fonds Global Favourites verschmolzen. Das geht aus einer Anlegerinformation der Kapitalverwaltungsgesellschaft Hansainvest hervor, die FONDS professionell ONLINE vorliegt. Damit verschwindet ein Fonds vom Markt, mit dem Anleger vom rasanten Boom der "Plattformökonomie" rund um Geschäftsmodelle wie Amazon profitieren sollten.

Initiiert hatte den Fonds Holger Schmidt, der es als Blogger ("Netzökonom") und Speaker zu einiger Bekanntheit gebracht hat. Schmidt forschte und lehrte zur digitalen Transformation und entwickelte einen "Plattform-Index" – aus diesem Projekt ging letztlich der Fonds hervor. Zuvor hatte Schmidt den digitalen Wandel als Wirtschaftsredakteur verfolgt, vor allem für die "Frankfurter Allgemeine Zeitung". Dort arbeitet er seit Kurzem wieder als Redaktionsleiter.

"Wir hatten sicherlich keinen Rückenwind für unsere Strategie"
Nur gut zwei Jahre nach Auflage des Fonds ist klar, dass das Konzept nicht aufging. Anleger der ersten Stunden haben rund 25 Prozent ihres Einsatzes verloren. Mittlerweile ist das Fondsvolumen auf bloß noch 1,6 Millionen Euro geschrumpft.

Schmidt nennt auf Anfrage von FONDS professionell ONLINE mehrere Faktoren für das Scheitern des Produkts, darunter den massiven Zinsanstieg, der Wachstumswerte stark belastete. Getroffen wurden insbesondere Geschäftsmodelle, die noch nicht sonderlich profitabel waren. "Schlussendlich hat die aktuelle starke Divergenz in der Wertentwicklung der 'Magnificent 7' im Vergleich zu Small- und Mid-Caps das Übrige dazu beigetragen", so Schmidt. Mit den "glorreichen Sieben" spielt er auf die großen US-Techkonzerne rund um Nvidia, Microsoft und Co. an, deren Aktien das Börsengeschehen im bisherigen Jahresverlauf fast im Alleingang bestimmten. "Als Fazit bleibt festzuhalten, dass wir seit der Fondsauflage sicherlich keinen Rückenwind für unsere Strategie hatten", meint Schmidt. "Von der Plattformidee sind wir jedoch weiterhin überzeugt."


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"Investiert haben die wenigsten"
Und warum ist es nicht gelungen, ein relevantes Fondsvolumen einzuwerben? "Wir hatten viele gute Gespräche mit potenziellen Investoren, haben es aber leider oft – trotz großer Zustimmung zur Investmentstrategie – nur auf die 'Watchlist' geschafft", berichtet der Fondsinitiator. "Investiert haben die wenigsten." Seiner Beobachtung zufolge agieren die meisten Selektoren und Anlageentscheider weiterhin eher prozyklisch. "Es gibt nur eine Handvoll antizyklische Investoren, die tatsächlich auch den Mut haben, gegen den Trend zu investieren."

Aufgehen wird der Fonds nun im Global Favourites, der einen Value-Ansatz verfolgt – auf den ersten Blick also eine völlig andere Anlagestrategie. Der Wunsch der verbliebenen Investoren sei es gewesen, den Fonds nicht aufzulösen, sondern auf ein anderes Sondervermögen zu verschmelzen, erläutert Schmidt. "Wir haben unterschiedliche Optionen geprüft und gemeinsam mit den Investoren den Global Favourites selektiert. Wir freuen uns, dass die verantwortliche KVG Hansainvest dies ermöglicht hat."

"Die Plattformökonomie bleibt auch im KI-Zeitalter relevant"
Würde es Schmidt nochmal wagen, einen Fonds zu initiieren? Aktuell geplant ist das nicht, versichert er, ausschließen möchte er es aber nicht. "Denn die Relevanz der Plattformökonomie bleibt auch im KI-Zeitalter erhalten, was sich gut am Wandel von OpenAI zur KI-Plattform beobachten lässt", so Schmidt. "Die Überlegenheit der Plattformen bleibt bestehen und wird die Techaktien auch künftig prägen."

Viele Unternehmen aus der zweiten und dritten Reihe seien nach der Bereinigung attraktiv bewertet. Es sei absehbar, dass sich diese Werte künftig gut entwickeln dürften. Schmidt: "Die Gesetze des Marktes haben uns aber leider nicht die Zeit gegeben, unsere Strategie zu beweisen." (bm)