"Das haben wir eigentlich schon immer gemacht." So lautet die Antwort so mancher Fondsmanager, wenn sie danach gefragt werden, seit wann sie bei der Titelauswahl für ihre Sondervermögen denn Nachhaltigkeitsaspekte berücksichtigen. Wie dem auch sei, Investmentgesellschaften haben in den vergangenen Jahren eine Vielzahl von ESG-Fonds aufgelegt oder bestehende Strategien in nachhaltige umgewandelt. 

Zudem haben sie zahlreiche Sondervermögen umbenannt, den Namen um das Kürzel ESG ergänzt oder Begriffe mit Bezug zum Thema Nachhaltigkeit hinzugefügt. Die Frage ist nur, ob die neu vergebenen Bezeichnungen auch dazu führen, dass mehr Mittel in die entsprechenden Fonds fließen. Das wollte die Ratingagentur Morningstar wissen und hat 975 Sondervermögen unter die Lupe genommen, für die zwischen dem 1. Januar 2018 und dem 30. November 2022 neue Namen eingeführt worden waren.

Frischer Name, frische Mittel
Tatsächlich verzeichnen umbenannte nachhaltige Fonds einen deutlichen Anstieg der Zuflüsse in den Monaten vor und nach der neuen Namensgebung, so ein Ergebnis der aktuellen Studie. Danach verlangsamen und stabilisieren sich die Zuflüsse der Untersuchung zufolge wieder. Zudem reduzierten Sondervermögen schon vor der Namensänderung ihr Engagement in umstrittenen Bereichen wie Waffen, Tabak oder fossilen Brennstoffen. Nach der Umbenennung bleibe das Engagement in diesen Bereichen weitgehend unverändert, liege aber höher als bei nachhaltigen Fonds, die ihren Namen nicht angepasst haben.

In einer weiteren Untersuchung hat Morningstar das sich schnell entwickelnde Angebot an Sondervermögen betrachtet, die nach Artikel 8 oder 9 der EU-Offenlegungsverordnung (englisch SFDR abgekürzt) eingestuft sind. Artikel-8-Fonds schrieben der Studie zufolge im vierten Quartal 2022 wieder schwarze Zahlen und sammelten netto 10,7 Milliarden Euro an neuen Kundengeldern ein. Artikel-9-Fonds hingegen verzeichneten im selben Zeitraum mit 5,1 Milliarden Euro die niedrigsten Zuflüsse überhaupt. Dies sei teilweise auf die jüngste Welle von Herabstufungen zurückzuführen, schreiben die Studienautoren.

Weitere Neueinstufungen erwartet
Seit September vergangenen Jahres haben nach Angabe von Morningstar rund 420 Produkte ihren SFDR-Status geändert, darunter 307, die von Artikel 9 auf Artikel 8 heruntergestuft wurden. Dies entspreche 40 Prozent der Artikel-9-Kategorie und 175 Milliarden Euro an Vermögenswerten. Weitere Neueinstufungen seien zu erwarten, so die Morningstar-Analysten. (am)