Das chemische Element mit dem Symbol H besteht aus einem Proton und einem Elektron. Es macht drei Viertel der gesamten bekannten Materie aus und wurde im Jahr 1766 vom englischen Naturforscher Henry Cavendish entdeckt, der es als "brennbare Luft" bezeichnete. Das Gas ließ um die Jahrtausendwende einen Hype unter Anlegern rund um den Globus entflammen. Die Rede ist von Wasserstoff.

Mehr als 20 Jahre nachdem der letzte Run auf Wasserstoffaktien ein jähes Ende fand, beflügelt das Thema heute erneut die Fantasie von Anlegern. Diesmal könnten sich Investments, denen das einfachste aller Elemente zugrunde liegt, langfristig zu einem vielversprechenden Trend entwickeln. 

Klimadebatte als Chance
"Die Chancen für Wasserstoff sind natürlich in der Klimadebatte begründet", sagt Carmen Junker, Geschäftsführerin des Fondsvermittlers Grünes Geld aus Aschaffenburg, der Vertriebsstelle des GG Wasserstoff. Initiiert hat den gemanagten Fonds 2020 der Fondsberater Grünes Geld Vermögensmanagement. "Dutzende Länder weltweit haben sich zum Ziel gesetzt, klimaneutral zu wachsen", erklärt Junker. Sollen die Ziele des Pariser Klimaabkommens eingehalten werden, müssten bis 2050 15 Prozent der weltweiten Energieversorgung aus Wasserstoff kommen.

Es ist politischer Konsens, dass alternative Energieträger nötig sind, wenn die Klimaziele erreicht werden sollen. So plant die Europäische Union in ihrer Wasserstoffstrategie, die Teil des "EU Green Deal" ist, die Herstellungskapazität für umweltfreundlichen Wasserstoff in mehreren Schritten zwischen 2024 und 2030 zu steigern. Die Nationale Wasserstoffstrategie der deutschen Bundesregierung sieht dafür Investitionen von neun Milliarden Euro vor.

Alternative Energiequellen im Fokus
"Zudem haben die geopolitischen Spannungen mit Russland den Blick auf alternative Energiequellen wie Wasserstoff gelenkt", sagt Philipp von Königsmarck, der den Wholesale-Vertrieb bei Legal & General Investment Management (LGIM) in Deutschland und Österreich leitet. Der britische Vermögensverwalter hat Anfang 2021 den nach eigenen Angaben europaweit ersten Wasserstoff-ETF, den L&G ­Hydrogen Economy, aufgelegt.

All das könnte auf einen langfristigen Anlagetrend hoffen lassen, zumal die Einsatzmöglichkeiten von Wasserstoff breit sind. Schon seit Jahrzehnten wird das Gas in der chemischen Industrie verwendet. Auch in Erdölraffinerien kommt es zum Einsatz. "Unserer Meinung nach hat Wasserstoff aber auch großes Potenzial, zur Reduzierung von CO2-Emissionen in Sektoren beizutragen, die für die Elektrifizierung ungeeignet sind", erklärt von Königsmarck. 

Neue Einsatzmöglichkeiten
Der "New Energy Outlook 2022" des Researchanbieters Bloomberg New Energy Finance kommt zum Schluss, dass bis 2050 weltweit 73 Prozent aller Schiffe mit Wasserstoff betrieben werden könnten. In der Luftfahrt könnte der Einsatz des Gases bis dahin bei 29 Prozent liegen, in der Stahlherstellung bei 57 Prozent.

Die Zahlen mögen vielversprechend anmuten, doch damit Wasserstoff tatsächlich erheblich dazu beitragen kann, positive Klimaeffekte zu erzielen, gilt es noch eine wesentliche Hürde zu überwinden. Nach Angaben der Internationalen Energieagentur (IEA) werden aktuell über 99 Prozent des Wasserstoffs weltweit mit fossilen Brennstoffen produziert. Dabei entsteht der "graue" Wasserstoff. "Bei dessen Herstellung werden pro Kilogramm Wasserstoff 14 Kilogramm CO2 emittiert", erläutert Carmen Junker. Da ist es mit Klimafreundlichkeit nicht weit her.

Mehr "grüner" Wasserstoff
Notwendig wäre es daher, vermehrt auf "grünen" Wasserstoff umzustellen, der ausschließlich unter Einsatz von Strom aus erneuerbaren Energien produziert wird. Dafür müsste viel mehr Strom aus regenerativen Energien erzeugt werden, als das bislang der Fall ist. Hoffnungsträger sind hier die arabischen Länder oder Australien, wo der Ausbau erneuerbarer Energien stark vorangetrieben wird. Die IEA schätzt, dass die Kosten für die Produktion von "grünem" Wasserstoff bis 2030 um 30 Prozent sinken könnten, da die Preise für saubere Energie fallen. 

So könnten sich für Fondsanleger auf lange Sicht tatsächlich Chancen bieten. Allerdings ist die Auswahl an reinen Wasserstofffonds bislang sehr überschaubar. Fünf ETFs und zwei aktiv gemanagte Sondervermögen stehen Privatanlegern offen. Um zu erfahren, welche es sind und wie sie sich seit ihrer Auflage entwickelt haben – klicken Sie sich durch unsere Grafikstrecke oben. (am)


Einen ausführlichen Bericht über die Chancen und Risiken von Wasserstofffonds finden Sie in der aktuellen Heftausgabe 2/2023 von FONDS professionell ab Seite 114. Angemeldete Nutzer können den Artikel auch hier im E-Magazin lesen.