Verbraucherschützer kritisieren den aktuellen Verkaufsschlager der Deka. Die kurz laufenden Zinsanleihen, mit denen das Wertpapierhaus der Sparkassen alleine im ersten Halbjahr 2023 über zehn Milliarden Euro von Anlegern einsammelte, werfen nach Ansicht der Bürgerbewegung Finanzwende und der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg viel zu niedrige Renditen ab. Das berichtet das "Handelsblatt". Die Zinsanleihen zahlen einen jährlichen Zins von 1,5 bis 1,75 Prozent. Weil die Zertifikate nur sieben bis zehn Monate laufen, erhalten Anleger bei Rückzahlung einer Zinsanleihe mit 1,75 Prozent p.a. genau 1,031 Prozent. 

Das ist wenig, vor allem weil viele Banken im Zuge der Zinswende mittlerweile für Tagesgeld wesentlich höhere Zinsen bieten. Laut dem Vergleichsportal Verivox lagen die Spitzenangebote für sechsmonatiges Festgeld Anfang Mai selbst von Banken mit deutschem Einlagenschutz bei drei Prozent jährlichen Zinsen. Kein Wunder, dass Gerhard Schick, Vorstand der Bürgerbewegung Finanzwende, darauf verweist, dass es Banken gibt, "die für einen vergleichbaren Zeitraum mehr Zins anbieten, einlagengesichert, ohne Depotgebühr". Insofern würde ein unabhängiger Berater seiner Ansicht nach wohl "so etwas nicht empfehlen".

Treue Sparkassen-Kunden
Warum zeichnen Kunden dann aber die Angebote der Deka? Zum einen bieten Sparkassen immer noch nur mickrige Zinsen. So zahlten die öffentlich-rechtlichen Geldhäuser im Februar durchschnittlich nur 0,07 Prozent auf Tagesgeld, im Mai waren es 0,23 Prozent. Selbst Ende April bot ein Drittel der Sparkassen, konkret 95 von 283 ausgewerteten Sparkassen, gar keine Verzinsung auf dem Tagesgeldkonto an, schreibt das "Handelsblatt" unter Verweis auf Daten von Verivox.

Hinzu kommt, dass die Kunden dieses Verhalten nicht abstrafen. Bislang gibt es dem Zeitungsartikel zufolge kein großes Umschichten von Einlagen und keine größere Abwanderung zur Konkurrenz. Das räumt auch die Deka ein: "Viele Kunden sind zudem nicht bereit, bei Tagesgeld die Bank zu wechseln und ein neues Konto zu eröffnen, zumal der Zins dort meistens zeitlich begrenzt ist und nur für eine begrenzte Anlagesumme gilt", zitiert die Zeitung das Wertpapierhaus.

Hohe Kundennachfrage
Die Deka erklärt den hohen Zertifikateabsatz ferner damit, dass die Kundennachfrage nach kurz laufenden Zinsanleihen mit Kapitalschutz bei Fälligkeit sehr hoch sei. Denn Kunden würden nach Jahren des Null- oder sogar Negativzinsumfelds wieder Anlagen mit festen Zinsen nachfragen. "Und das für einen sehr kurzen Anlagehorizont und damit eine sehr kurze Kapitalbindung, um die aktuelle Phase der wirtschaftlichen Unsicherheit zu überbrücken." (jb)