Die Zahl börsengehandelter Indexfonds (ETFs), die Barometer aus dem Bondbereich widerspiegeln, ist in Europa in den vergangenen drei Jahren von 382 auf 998 hochgeschnellt. Dies zeigt eine Analyse der Fondsratinggesellschaft Morningstar. Demnach wurden allein in den ersten acht Monaten des Jahres 2023 in Europa 23 neuen Anleihen-ETFs aufgelegt. "Anleihen-Investments über ETFs sind im Gegensatz zu der Welt vor 15 Jahren inzwischen bei Anlegern weit verbreitet", kommentiert Valerio Baselli von Morningstar die Entwicklung.

Das Feld der Renten-ETFs nähert sich beim Wachstum an die Dimensionen der etablierten Aktien-Indexfolger an. So sammelten Anleihen-ETFs im Jahresverlauf bis Ende August unter dem Strich 42 Milliarden Euro an frischem Geld ein. Bei Aktienstrategien waren es 48 Milliarden Euro. Beim Bestand haben Aktien-ETFs aber noch klar die Nase vorn: Europäische Aktien-ETFs verwalteten ein Vermögen von einer Billion Euro, Anleihen-ETFs dagegen nur 355 Milliarden Euro.

Rückkehr zu Renten
Ein Blick auf die Nettomittelzuflüsse nach Fondskategorien zeigt, dass US- und europäische Staatsanleihen sowie Euro-Unternehmensanleihen bei Anlegern besonders gefragt waren. An vierter Stelle stehen britische Staatsanleihen. "Nach einer langen Phase der Null- oder Negativzinsen sind Anleger angesichts des Richtungswechsels in der Geldpolitik der wichtigsten Zentralbanken in Anleihen zurückgekehrt", erläutert Baselli.

"In dieser Phase bieten selbst die weniger riskanten Bereiche des Rentenuniversums, wie etwa Staatsanleihen aus entwickelten Ländern, Renditen, die attraktiv sind", erklärt der Morningstar-Experte die Entwicklung. Nicht zuletzt sei der europäische und US-amerikanische Staatsanleihemarkt sehr liquide und die Möglichkeiten eines aktiven Managers, im Vergleich zu einem Indexfonds einen Mehrwert zu schaffen, auf lange Sicht begrenzt, so Baselli.

Blackrock auch bei Bonds voraus
Mit Blick auf die größten Anbieter zeigt sich wiederum ein ähnliches Bild wie bei Aktien: Mit einem Nettomittelaufkommen von mehr als 43 Milliarden Euro im laufenden Jahr liegt die Blackrock-Einheit iShares auch im Segment der Renten-Indexfolger weit vor der Konkurrenz. Abgeschlagen folgen Xtrackers von der Deutschen-Bank-Tochter DWS mit 11,8 Milliarden Euro und Vanguard mit fast elf Milliarden Euro an Mittelzuflüssen. (ert)