Der Internationale Währungsfonds (IWF) gefällt sich in der Rolle des weltwirtschaftlichen Kritikers. Nun bekommt die Europäische Zentralbank (EZB) ihr Fett weg. Die Notenbanker hätten nur noch "begrenzten Spielraum für weitere substanzielle Zinssenkungen, ohne dabei die Profitabilität der Banken zu schädigen," hieß es in einem am Donnerstag auf der IWF-Webseite einsehbaren Blog-Beitrag der hauseigenen Volkswirte Andy Jobst and Huidan Lin, aus dem Reuters zitiert. Weitere Zinsschritte nach unten könnten die Wirksamkeit der Geldpolitik allgemein gefährden, falls die Kreditvergabe nicht anspringe oder Verbraucher massenhaft Bargeld abzögen.

Schon seit März 2016 gilt in der Euro-Zone ein Nullzins. Darüber hinaus müssen Geldhäuser Strafzinsen zahlen, wenn sie bei der EZB über Nacht Geld parken. Inzwischen liegt dieser sogenannte Einlagensatz bei minus 0,4 Prozent. In Deutschland beklagen Banken seit längerem, dass ihnen die ultra-niedrigen Zinsen zunehmend das Leben schwer machen.

Banken wird die Luft abgeschnürt
Erst Anfang August forderte Sparkassen-Verbandschef Georg Fahrenschon ein rasches Ende der Niedrigzinspolitik: "Wir müssen aus dem Nullzins-Umfeld heraus". Zunehmend würden nicht nur Sparer, sondern auch Banken leiden, beklagte Fahrenschon. Die Geldhäuser müssten "besonders auf ihre Rentabilität achten und die speziellen Risiken der Märkte erfolgreich aussteuern". 

Anleihekaufprogramm ausweiten
Die Empfehlung des IWF an die Adresse von Europas Währnungshüter: Würden erneute geldpolitische Anreize für die Wirtschaft der Euro-Zone nötig, sollte sich die EZB auf ihre Wertpapierkäufe konzentrieren, heißt es bei Reuters. Durch diese würden Preise und Nachfrage angeschoben und auch die Kreditvergabe unterstützt.

Das seit März 2015 laufende Wertpapier-Kaufprogramm der EZB ist auf insgesamt 1,74 Billionen Euro angelegt und umfasst neben Staatsanleihen, Regionalbonds, Hypothekenpapieren und Pfandbriefen – wie FONDS professionell ONLINE berichtete – seit kurzem auch Firmenanleihen. (Reuters/ps)