Ob Biotechnologie, Cloud-Computing oder Elektroautos – Trendthemen liegen in der Gunst der Anleger weit vorn. So hat sich das europaweit in aktiven Themenfonds und in entsprechenden börsengehandelten Indexfolgern (ETFs) verwaltete Vermögen über die vergangenen vier Jahre auf 283 Milliarden Euro vervierfacht. Dies zeigt eine Auswertung des Analysehauses Cerulli Associates. Allerdings bescheinigen Branchenbeobachter diesem Investmentweg Risiken. Für manche Fondsmanager kann es gar ein K.-o.-Kriterium sein, wenn sich die Aktie eines Unternehmens einem Trendthema zuordnen lässt.

Zu den Argumenten, die Kritiker ins Feld führen, zählen die mitunter mangelhafte Diversifikation und geringe Thementreue. Entsprechende Fonds würden häufig einen Trend abbilden, dem nur wenige Aktien zuzurechnen seien, sagt Ralf Lochmüller, Gründungspartner und Lenker der Investmentboutique Lupus Alpha. "Wenn es zu wenige Unternehmen im Zieluniversum gibt, werden oft Titel beigemischt, die nur kleine Umsatzanteile im Thema haben oder etwas Ähnliches tun", so Lochmüller. So führe ein "US Vegan Climate ETF" unter seinen Top-Ten-Holdings fast ausschließlich große Tech-Werte wie Tesla, Nvidia, Google oder Salesforce. "Die qualifizieren sich wohl, weil sie nichts mit Tieren zu tun haben", spottet Lochmüller.

Allrounder-Themenaktie
Diese mitunter wilde Zuordnung von Unternehmen zu einem Thema kann sich in einem Portfolio zum handfesten Problem entwickeln. Diese Gefahr beleuchtet eine Analyse des Multi-Family-Offices HQ Trust. Portfoliomanager Jan Tachtler untersuchte dafür die zehn am höchsten gewichteten Aktien von 258 Themenfonds und ETFs. Daraus erstellte Tachtler eine Hitliste mit Aktien, die besonders häufig unter den Top-Ten-Titeln zu finden sind. In immerhin 46 Produkten rangiert die Aktie des Labortechnikkonzerns Thermo Fisher Scientific unter den Schwergewichten.


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Als wahre Allrounder-Aktie gilt unter den Themenfondsmanagern augenscheinlich der Softwaregigant Microsoft. Der Titel rangiert in 31 Fonds unter den größten zehn Aktien. Das Spektrum reicht dabei von naheliegenden Themen wie "Robotics" und "Big Data & AI" über weiter entfernte Felder wie "Klimawandel" sowie "Future Mobility" bis hin zu "Wasser". "Anleger sollten sich vor dem Kauf eines thematischen Produkts genau über dessen Zusammensetzung informieren", resümiert Tachtler. "Sie könnten sich ansonsten ungewollte Klumpenrisiken einfangen, beispielsweise weil dort Aktien enthalten sind, die bereits in anderen thematischen Produkten hoch gewichtet sind."

Alarmglocken schrillen
Lässt sich ein Unternehmen einem Modethema zurechnen, schrillen bei manchen Portfoliomanagern sogar schon die Alarmglocken. "Eine wichtige Rolle nimmt das Ausloten von Risiken im Portfolio ein und ob der Preis einer Aktie diese angemessen widerspiegelt", sagt Zehrid Osmani, Leiter des Global-Long-Term-Unconstrained-Teams bei Martin Currie, einer Boutique, die zu Legg Mason gehörte und mit dem Mutterhaus von Franklin Templeton übernommen wurde. "Wir achten auch auf thematische Risiken: Ist ein Unternehmen einem bestimmten Themenfokus zugeordnet und kann daraus eine Überbewertung der Aktie entspringen?" In solchen Fällen prüfe das Team besonders genau, ob die Bewertung und die Risiken in einem angemessenen Verhältnis stehen.

"Für uns kann die Zuordnung eines ­Unternehmens zu einem Trendthema ein Risiko darstellen“, betont Osmani. "Wir achten dabei genau auf Überschneidungen: Wenn ein Unternehmen in mehreren Bereichen aktiv ist, die in Mode sind, kann die Bewertung von mehreren Seiten in die Höhe getrieben werden." Das Team durchleuchte das gesamte Unternehmen sowie sein Umfeld: die Produktions- sowie die Lieferketten. "Wir klopfen im Grunde das gesamte Ökosystem ab", sagt Osmani. (ert)