Der Kölner Vermögensverwalter Flossbach von Storch berücksichtigt bei der Aktienselektion im Wesentlichen zwei Faktoren. "Um die Chancen und Risiken eines Investments möglichst realistisch einschätzen zu können, muss man ein plausibles Qualitätsurteil über das Unternehmen treffen", schreibt Firmengründer Bert Flossbach in seinem jüngst erschienenen Kapitalmarktbericht. "Die Qualität hat zwei Dimensionen: zum einen die fundamentale Basis und zum anderen die Wachstumsperspektive. Davon hängt ab, ob die Aktie überhaupt als Investment in Betracht kommt, und wenn ja, welchen Preis man dafür zu zahlen bereit ist."

Die "fundamentale Basis" eines Unternehmens macht Flossbach an dessen Robustheit (Widerstandsfähigkeit gegen Krisen) und Resilienz (Anpassungsfähigkeit) fest, was sich vor allem in der Ertragssicherheit niederschlage. Der Fondsmanager nennt einige Beispiele: "Wie stark wirken Konjunkturzyklen, Rohstoffpreisentwicklungen, Trends oder Regulierung auf die Gewinnentwicklung ein? Wie abhängig ist das Unternehmen von einzelnen Produkten, Märkten, Kunden oder Lieferanten? Wie gut ist der Schutzwall gegenüber der Konkurrenz, wie solide ist die Bilanz (Verschuldungsgrad, Zinslast), wie gut ist das Management und die Corporate Governance?", heißt es in der aktuellen Ausgabe des quartalsweise erscheinenden Berichts.

Je sechs Kategorien in zwei Dimensionen
Flossbach und seine Kollegen klassifizieren Unternehmen dazu in Kategorien von A bis F: In der Top-Kategorie finden sich "äußerst robuste Unternehmen", die bis auf Weiteres als "unkaputtbar" gelten dürfen. Kategorie D umfasse vor allem zyklische Unternehmen, die spürbar von konjunkturellen Schwankungen, Abhängigkeiten oder Trends betroffen seien. Firmen der Kategorie E dagegen sind Flossbach zufolge "fragil": "Wenn der Wind von vorne bläst, drohen Verluste, und wenn das Fahrwasser rau wird, droht das Kentern. Sie scheiden als Investitionsobjekte aus." Das Gleiche gelte für Unternehmen der Kategorie F, "die so stark von exogenen Einflüssen abhängig sind, dass eine seriöse Projektion ihrer Zukunft unmöglich ist", wie der Vermögensverwalter es formuliert.

Doch eine gute fundamentale Basis allein reicht nicht aus, auch die Wachstumsperspektiven auf Sicht der nächsten fünf bis zehn Jahre müssen stimmen, um Flossbach von Storch von einem Investment zu überzeugen. Weil solche Prognosen naturgemäß unsicher sind, verabschiedet sich der Vermögensverwalter auch in diesem Punkt von einer nur scheinbaren Präzision, sondern arbeitet hier ebenfalls mit sechs Abstufungen. "Unsere Wachstumskategorien reichen von 5 für ein deutlich zweistelliges Gewinnwachstum bis 0 für Nullwachstum oder schrumpfende Gewinne", erläutert Flossbach. Das finale Qualitätsrating ergebe sich aus der Kombination von fundamentaler Basis und den Wachstumsperspektiven eines Unternehmens. "Demzufolge ist A5 das bestmögliche Rating, das ein sehr robustes Unternehmen mit langfristig zweistelligem Wachstumspotenzial beschreibt."

"Auch der Preis für Top-Unternehmen kennt Grenzen"
Übersteht ein Unternehmen das firmeneigene Qualitätsrating, heißt das jedoch noch lange nicht, dass die entsprechende Aktie auch in den Fonds des Kölner Vermögensverwalters landet. Dafür muss auch der Preis stimmen. Für die Aktie eines A5-Unternehmens würde Flossbach natürlich eine höhere Börsenbewertung akzeptieren als für einen C3-Kandidaten. "Allerdings kennt auch der Preis für Top-Unternehmen Grenzen", betont der Portfoliomanager. "Denn wenn alles Gute schon im Börsenkurs 'eingepreist' ist, hat die Aktie bereits einen wesentlichen Teil ihres Potenzials aus der Zukunft entliehen. Dann droht eine längere Phase unterdurchschnittlicher Performance."

Aktuell seien kaum noch Aktien von Top-Unternehmen zu fairen Preisen zu finden. "Wir bleiben daher geduldig und warten, bis Bewertung und Qualität wieder ein attraktiveres Verhältnis zueinander aufweisen", so Flossbach. Sprich: Die Bewertungen an der Börse müssten fallen. Dass dies in naher Zukunft über einen Kurseinbruch am Aktienmarkt passiert, halten Flossbach und seine Kollegen für sehr unwahrscheinlich. "Denkbar wäre aber, dass sich die Bewertungen der zinssensitiven Wachstumsaktien sukzessive reduzieren, wenn sich die Hoffnungen auf deutlich sinkende Zinsen und Anleiherenditen, die vergangenes Jahr zu einem Happy End an den Börsen geführt haben, als überzogen erweisen." (bm)