Die Dekabank hat in den ersten neun Monaten dieses Jahres Zertifikate im Wert von 14,2 Milliarden Euro über die Sparkassen an Privatanleger vertrieben. Das entspricht einer Steigerung um 82 Prozent zum Vorjahreszeitraum, wie sich den jüngsten Geschäftszahlen des Instituts entnehmen lässt. Mit Fonds sammelte die Deka in den ersten drei Quartalen im Retailgeschäft unter dem Strich dagegen nur 4,6 Milliarden Euro ein, 2,7 Milliarden Euro weniger als in der entsprechenden Zeitspanne 2022.

Gut die Hälfte des Zertifikateabsatzes entfällt dabei auf Papiere der sogenannten Kooperationspartner. Dabei handelt es sich um Banken, die den guten Zugang der Deka zu den Sparkassen nutzen, um ausgewählte Emissionen über diesen Vertriebskanal zu vermarkten.

Zertifikate von Société Générale und Goldman Sachs
Im Fondsbereich arbeitet die Deka bereits seit mehr als 20 Jahren mit rund einem Dutzend Kooperationspartnern zusammen, um das eigene Angebot zu ergänzen und es den Sparkassen zu ermöglichen, ihren Kunden auch Fonds anderer Anbieter für ihr Dekabank-Depot zu empfehlen. Seit dem Frühjahr vergangenen Jahres gibt es ein ähnliches Modell für Zertifikate.

Aktuell bietet die Deka den Sparkassen ausgewählte Papiere der Helaba, der Société Générale und von Goldman Sachs an. "Eine selektive Erhöhung der Zahl der Kooperationspartner ist grundsätzlich denkbar", teilte die Deka auf Anfrage von FONDS professionell ONLINE mit. Bei den Kooperationszertifikaten übernehme die Deka "weite Teile der Wertschöpfungskette". "Dazu zählen insbesondere das Produktmanagement sowie der Handel im Primär- und Sekundärmarkt", so das Institut.

Schlechtere Bonität, bessere Konditionen
Für die Sparkassen und deren Kunden ist das Angebot vor allem deshalb interessant, weil die anderen Banken teils bessere Konditionen bieten können als die Dekabank. Bei Zertifikaten handelt es sich bekanntlich um Schuldverschreibungen, die Emittenten nutzen die Papiere zur Refinanzierung. Je schlechter ihre Bonität ist, umso bessere Konditionen sind sie bereit zu bieten.

Aktuell bietet die Deka beispielsweise eine "Festzins-Anleihe" von Goldman Sachs zur Zeichnung an, die bei einer Laufzeit bis November 2025 eine Emissionsrendite von 3,2 Prozent per annum aufweist (ISIN: JE00BKYRLZ82). Ein ähnliches Papier der Société Générale zahlt bei einem halben Jahr längerer Laufzeit nur drei Prozent (DE000SW0AB16). Und die Helaba, die wie die Deka zum Sparkassensektor gehört, offeriert bei einer Laufzeit bis Mai 2027 bloß 2,6 Prozent (DE000HLB52U4), dafür aber eine höhere Sicherheit.

Marktanteil verdoppelt
Die Kooperation mit der Deka scheint sich für die drei Partnerbanken jedenfalls auszuzahlen. Die Helaba konnte ihr in Anlagezertifikaten ausstehendes Volumen in den zwölf Monaten bis Ende Juni 2023 um rund sechs Milliarden Euro steigern, die Société Générale um gut fünf Milliarden und Goldman Sachs um 1,3 Milliarden Euro. Die beiden letztgenannten Institute haben ihren Marktanteil in diesem Zeitraum fast verdoppelt, zeigen Zahlen des Bundesverbandes für strukturierte Wertpapiere (BSW), wie sich der Deutsche Derivate Verband (DDV) seit Kurzem nennt. Der gute Absatz dürfte zu einem großen Teil auf die Kooperation mit der Deka zurückzuführen sein.

Das letzte Mal, dass deutsche Privatanleger so viel Geld in Derivate ausländischer Banken gesteckt haben, liegt wahrscheinlich gut 15 Jahre zurück. Nach der Lehman-Pleite brach das Zertifikategeschäft dann verständlicherweise ein. Mittlerweile hat es sich erholt, gemessen am Volumen ist der Markt so groß wie seit 2011 nicht mehr. (bm)