Die irische Finanzaufsicht verlangt, dass Fonds die Bezeichnung "UCITS ETF" im Namen tragen, auch wenn nur einzelne Anteilsklassen an der Börse gehandelt sind. Dies berichtet der Fondsbranchendienst "Ignites Europe", der zur Wirtschaftszeitung "Financial Times" gehört. Hintergrund ist, dass Asset Manager zunehmend einzelne Anteilsklassen eines Fonds an der Börse notieren wollen, nicht jedoch unbedingt das gesamte Vehikel.

Irland ist mit Abstand das größte Domizil für börsengehandelte Fonds (ETFs) in Europa. Fast 70 Prozent des verwalteten ETF-Vermögens entfällt auf die grüne Insel. Mit großem Abstand folgt Luxemburg mit 21 Prozent Marktanteil. Das Großherzogtum ist bei herkömmlichen UCITS-Vehikeln das mit deutlichem Vorsprung größte Domizil. Ein Grund für die Vormachtstellung Dublins bei ETFs rührt aus einem Steuervorteil bei US-Investments (mehr dazu lesen Sie in der neuen Ausgabe 2/2023 von FONDS professionell ab Seite 448 oder hier im E-Magazin).

Pflicht zur Namensänderung
Doch Luxemburg könnte sich im Umgang mit Fondsnamen einen – zumindest kleinen – Vorteil gegenüber den Konkurrenten von der Insel herausarbeiten. Denn das Großherzogtum legt die europäischen Richtlinien etwas lockerer aus. In Luxemburg dürfen auch einzelne Anteilsklassen eines UCITS an der Börse notiert werden, ohne dass das Gesamtgebilde seinen Namen ändern muss. Diese Option dürfte auf einen zunehmenden Trend treffen. Denn immer mehr Asset Manager bringen aktive Strategien im Mantel eines ETF an die Börse.

Die für die Finanzaufsicht zuständige irische Zentralbank, die Banc Ceannais na hÉireann, interpretiert die Regeln strenger. "Die Zentralbank ist der Ansicht, dass eine Änderung der Leitlinien der Europäischen Wertpapieraufsichtsbehörde erforderlich wäre, bevor ein anderer Ansatz für die Namenskonvention umgesetzt werden könnte", zitiert "Ignites Europe" einen Sprecher der Dubliner Behörde.

Patentschutz ausgelaufen
Konkret aufgekommen war die Namensfrage mit einem Schritt von HSBC Asset Management. Der Investmentarm der Großbank hatte Ende April angekündigt, bei bestehenden irischen Indexfonds einzelne Anteilsklassen an der Börse notieren zu wollen. Im Zuge dessen muss HSBC allen Anteilsklassen die Ergänzung "UCITS ETF" anfügen, auch für die bestehenden, nicht an der Börse notierten Anteilsklassen.

Die Option, Dachstrukturen mit sowohl börsengehandelten wie auch herkömmlichen Anteilsklassen aufzulegen, schafften die Aufseher eigentlich bereits vor fünf Jahren. Doch bislang nutzte dem Bericht von "Ignites Europe" zufolge praktisch kein Asset Manager diese Möglichkeit. In den USA verfügte der Asset-Management-Riese Vanguard bislang über ein Patent auf eine Fondsstruktur, die sowohl ETF- als auch herkömmliche Anteilsklassen unter einem Dach zulässt. Die Konstruktion ermöglicht eine größere Effizienz und schafft Skaleneffekte. Dieses Patent lief im Mai aus. (ert)