Mark Branson, Präsident der deutschen Finanzaufsicht Bafin, sorgt sich wegen sogenannter Schattenbanken. Er verwies vor dem Internationalen Club Frankfurter Wirtschaftsjournalisten (ICFW) auf das außerordentlich dynamische Wachstum des Finanzbereichs außerhalb der traditionellen Banken, wie die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" berichtet. Dazu zählen von der Aufsicht überwachte Versicherer, Pensionsfonds und Vermögensverwalter, aber eben auch die wenig regulierten, riskante Anlagestrategien verfolgenden Hedgefonds.

Der Bafin-Chef fürchtet laut "FAZ" das sehr dynamische Wachstum dieses Sektors wegen der davon ausgehenden Ansteckungsgefahren. In dem wenig regulierten Bereich könnten höhere Risiken eingegangen werden. Diese könnten auch bei Banken zu hohen Verlusten führen. Branson verwies auf die Schieflage des amerikanischen Hedgefonds Archegos. Dieser hatte der Schweizer Großbank Credit Suisse Verluste von fünf Milliarden Franken eingebrockt. "Wir sollten die Gefahren nicht unterschätzen, auch wenn Teile dieses Sektors reguliert sind. Dieser Sektor ist extrem gewachsen, es gibt dort mehr Risiken als in der Vergangenheit", zitiert die "FAZ" Branson.

Bank der Zentralbanken schlug schon vor einem Jahr Alarm
Die in Basel sitzende Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) hatte schon vor einem Jahr vor diesen Risiken gewarnt. Nach deren Angaben kontrollieren die Schattenbanken rund 200 Billionen US-Dollar und damit die Hälfte der Vermögenswerte an den Finanzmärkten der Welt. Branson schätzt das Wachstum dieser Finanzintermediäre in den vergangenen drei Jahren in Europa auf 50 Prozent. Er führt dies auf die Renditejagd in Zeiten historisch niedriger Zinsen zurück. Ein weiterer Grund liege auch in der seit der Finanzkrise strengeren Regulierung der Banken, die dazu verleitet hat, riskantes Geschäft in weniger regulierte Bereiche zu verlagern.

Auch die Entwicklung im Kryptomarkt bereitet dem Bafin-Chef Sorgen. Nach dem Zusammenbruch von FTX, einer Handelsplattform für digitale Vermögenswerte wie Bitcoin und Ether, bangen Anleger in der Summe um Milliarden. "Vielleicht ist der Kollaps dieses Marktes zur richtigen Zeit gekommen. Aber jetzt müssen wir die Lehren daraus ziehen", sagte Branson auf der Veranstaltung. "Wir sollten das nicht unreguliert lassen, in der Hoffnung, dass es ausstirbt." (jb)