Das Gebäude ist einfach zu finden. Von der Autobahn zwei Mal links, dann einmal nach rechts abbiegen und schon steht man vor dem Standort der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) im Bonner Süden, unweit des Maritim Hotels. Dort traf die Redaktion Frank Grund, den Exekutivdirektor für die Versicherungsaufsicht, zum Interview – das Gespräch erscheint in Ausgabe 2/2023, die den Abonnenten in diesen Tagen zugestellt wird. Gesprächsstoff gibt es reichlich, so die Bankenkrise, die Zinswende, die Inflation, Greenwashing oder die IT der Versicherer. Und natürlich das "Merkblatt zu wohlverhaltensaufsichtlichen Aspekten bei kapitalbildenden Lebensversicherungsprodukten", das Anfang Mai veröffentlicht wurde.

"Es geht um den Kundennutzen. Wir erwarten von den Unternehmen, dass sie sich mit den Zielen und Bedürfnissen ihrer Kunden beschäftigen", beschreibt Grund Ziel und Zweck des Merkblattes. Die Kunden müssten wissen, welche Kosten in den Verträgen entstehen. Denn die Rendite von Lebensversicherungen sei umso geringer, je höher deren Kosten sind. Das Mittel zum Zweck sind für die Bafin die Effektivkosten. "Die Effektivkosten liegen im Median bei 1,64 Prozent im Jahr, bei einigen Produkten aber auch deutlich darüber. Und das ist genau das Problem: Das muss die Kapitalanlage einer Lebensversicherung erst mal erwirtschaften. Unser Ansatz ist daher, zunächst die extremen Ausreißer bei den Versicherern herauszufinden und bei diesen genauer hinzuschauen", so Grund. Aktuell schaut sich die Behörde sechs Versicherer an.


Ausgewählte Aussagen aus dem Interview mit Frank Grund finden Sie in der Bilderstrecke oben – einfach weiterklicken! Das komplette Gespräch können Sie in Ausgabe 2/2023 von FONDS professionell lesen und nach Anmeldung auch hier im E-Magazin.


Kampf gegen Greenwashing
Ein weiteres Problem aus Verbrauchersicht ist für die Bafin das Greenwashing. Laut Grund ist das Verbraucherirreführung, Unternehmen sollten sich daher sehr gut überlegen, was sie als grün darstellen. Ansonsten bekommen sie Probleme, dafür gebe es schon Beispiele, wenngleich nicht aus der Versicherungswirtschaft. "Wie können die Anbieter Probleme vermeiden?", fragt er rhetorisch. Seine Antwort: "Indem sie ihre Prozesse so aufstellen, dass sie kontrollieren können, was der Vertrieb sagt. Das fängt an mit dem Produktinformationsblatt und geht bis zum Marketing beim Kunden." Letztendlich gehe es hier um ein gutes Risikomanagement. Man müsse sicherstellen, dass in den Kundeninformationen nichts Falsches dargestellt wird.

Auch wenn bei den Kosten von Lebensversicherungen und bei der Werbung mitunter einiges im Argen liegt, Grund hat viel Positives zu berichten. Die Bankenkrise in den USA etwa sieht er nicht als Problem: "Wir halten das deutsche Finanzsystem aber für robust und stabil aufgestellt. Das gilt auch für die Versicherer. Zudem schauen wir laufend, wie die Verbindungen der Banken zur Assekuranz sind. Die Engagements von Versicherern bei Banken sind in den letzten Jahren deutlich zurückgegangen, sodass wir die Risiken aus bestehenden Anlagen in Banken derzeit für vollkommen beherrschbar halten." (jb)