Die Finanz- und Versicherungsbranche schaut seit Ende vergangenen Jahres gebannt nach Brüssel. Die EU-Kommission hat angekündigt, ein Provisionsverbot für Finanzanlagen zu prüfen. Das könnte perspektivisch auch die Provisionen für Versicherungsanlageprodukte betreffen. Deutschland hat sich klar für Provisionen ausgesprochen – und auch Bafin-Versicherungsdirektor Frank Grund möchte das Provisionssystem nicht verbieten, wie er in einem Interview mit der "Süddeutschen Zeitung" klarstellt.

Aus seiner Sicht sei ein Provisionsverbot auch keine Lösung, um Exzesse zu verhindern. "Erforderliche Beratung, gerade mit Blick auf die Altersvorsorge, muss bezahlt werden. Das gilt für den provisionsgestützten Vertrieb ebenso wie für die Honorarberatung", sagte Grund und fügte an, dass Honorarberatung auch nicht zwangsläufig besser sei. Am Ende zahle der Kunden sowohl bei einer Honorar- als auch bei einer Provisionsberatung.

Bafin wertet Konsultationen noch aus
Allerdings betonte der Chef der Versicherungsaufsicht erneut, dass er gegen Exzesse bei Provisionen vorgehen werde. "Wir kümmern uns aktuell genau um dieses Thema. Wir haben ein Merkblatt verfasst, in dem wir unser geplantes Vorgehen gegen Exzesse definieren", sagte er der "SZ". Konkret wolle sich die Bafin Anbieter genauer ansehen, die bei den sogenannten Effektivkosten beziehungsweise bei den Aufwendungen für Versicherungsvermittler im oberen Viertel liegen. Wie genau die Bafin hierbei vorgehen wird, ist noch nicht klar. Die Konsultationsfrist in der sich alle Betroffenen äußern konnten, lief bis Mitte Januar. "Aktuell werten wir die Stellungnahmen aus. Anschließend veröffentlichen wir", so Grund. (jb)