Die seit längerer Zeit auftretenden Softwareprobleme der Postbank sind für die Kunden der Deutsche-Bank-Tochter ein stetes Ärgernis – und haben nun auch die Finanzaufsicht Bafin auf den Plan gerufen. Die Behörde teilte mit, sie prüfe nach "zahlreichen Beschwerden", ob "aufsichtlich relevante Mängel" vorlägen. Bei der Postbank gebe es seit dem Jahreswechsel 2022/2023 "erhebliche Beeinträchtigungen bei der Abwicklung des Kundengeschäfts", so die Bafin. 

"Neben verschiedenen Störungen im Online- und Mobile-Banking sowie der mangelnden Erreichbarkeit des telefonischen Kundendienstes zählen hierzu insbesondere lange Bearbeitungszeiten bei Pfändungs- und Nachlassangelegenheiten sowie bei der Auflösung/Abwicklung von Konten und Rückzahlung von Spareinlagen", schreibt die Bafin weiter. Medienberichten zufolge hat etwa eine Kundin lange warten müssen, bis sie eine Erbschaft in Höhe von knapp 500.000 Euro antreten konnte: Die Umschreibung der Nachlasskonten dauerte mehrere Monate.

Bafin-Hinweis: Bei finanziellen Schäden sollten Kunden Rechtsweg beschreiten
Konkrete rechtliche Schritte gegen die Postbank kündigte die Aufsicht zunächst nicht an. Aufsichtliche Maßnahmen würden erst nach genauen Prüfungen ergriffen. Bislang forderte die Bafin das Institut nur auf, die Einschränkungen im Kundenservice schnellstmöglich abzustellen. Allerdings stellte die Behörde klar, dass sie einzelnen Kunden bei einem finanziellen Schaden nicht helfen werde, das verbiete ihr Auftrag des kollektiven Anlegerschutzes. Postbankkunden müssten sich daher nach Angaben der Aufsicht selbst an Gerichte wenden. 

Die Untersuchung ist ein weiterer Rückschlag in den langjährigen Bemühungen der Deutschen Bank, ihre Computersysteme zu vereinfachen. Mit der Umstellung der Postbank-IT ist der Konzern seit mehr als einem Jahrzehnt beschäftigt. Im Juli war der Abschluss der Kundendaten-Migration in die eigenen Systeme bekannt gegeben worden. Der Konzern erklärte, nun endlich die damit schon viel früher erhofften Einsparungen erzielen zu können. Die für das sogenannte "Project Unity" aufgewandten Ressourcen waren einer der Hauptgründe dafür, dass das Institut bei der Entwicklung digitaler Banking-Angebote hinter der Konkurrenz zurückgeblieben ist. (Bloomberg/jb)