Die Finanzaufsicht Bafin hat die Immobilien, die deutsche Banken zur Besicherung von Pfandbriefen nutzen, derzeit scharf im Blick. Dies berichtet die Nachrichtenagentur "Bloomberg" und bezieht sich dabei auf Stimmen aus informierten Kreisen. Grund der genaueren Prüfungen seien die Turbulenzen an den weltweiten Immobilienmärkten.

Zwar schaut sich die Bafin ohnehin in regelmäßigen Abständen stichprobenartig die Vermögenswerte an, die sich in der Deckungsmasse von Pfandbriefen befinden. Die aktuellen Überprüfungen sollen jedoch deutlich detaillierter ausfallen als üblich, wie "Bloomberg" erfahren hat. Dabei fokussiere die Aufsichtsbehörde die Banken mit dem größten Pfandbrief-Engagement, sei bislang aber nicht auf signifikante Probleme gestoßen.

Kreditnehmer unter Druck
Die deutschen Kreditinstitute hatten in Zeiten der jahrelangen Niedrigzinsen ihr Engagement bei Gewerbeimmobilien stark ausgebaut. Die zuletzt wieder gestiegenen Zinsen brachten viele Kreditnehmer jedoch unter Druck. Bei Büroimmobilien kommt erschwerend der Trend zum Homeoffice hinzu.

Pfandbriefe sind gedeckte, verzinsliche Schuldverschreibungen, die von Kreditinstituten wie der Deutschen Pfandbriefbank zur Refinanzierung genutzt werden. Zu den Emittenten zählen aber auch viele andere Institute, darunter die DZ Hyp, die LBBW und die Helaba. Je nach Art der Besicherung werden die Papiere als Hypothekenpfandbriefe, Schiffspfandbriefe, Flugzeugpfandbriefe oder Öffentliche Pfandbriefe bezeichnet.

Keine Auskunft zu einzelnen Banken
Ein Sprecher der Bafin lehnte auf Anfrage von "Bloomberg" einen Kommentar zu einzelnen Banken oder Prüfungen ab. Die Behörde beobachte aber Marktentwicklungen und begleite Institute mit hohem Gewerbeimmobilien-Engagement eng, erklärte er.

Der Verband deutscher Pfandbriefbanken (VDP) wollte sich grundsätzlich nicht zu möglichen aufsichtsrechtlichen Untersuchungen äußern. Er erklärte aber, dass Pfandbrief-Emittenten einen konservativen, langfristigen Bewertungsansatz verwenden und allgemein nur die Teile von Krediten nutzen, die im Krisenfall als letzte Verluste erleiden würden. Die Deutsche Pfandbriefbank gab keine Stellungnahme ab.

Pfandbrief-Umlauf bei über 400 Milliarden Euro
Seit 2019 werden jährlich mehr Pfandbriefe begeben als fällig werden, wie Daten des VDP zeigen. Erstmals seit 2014 stieg der Pfandbrief-Umlauf im vergangenen Jahr wieder auf über 400 Milliarden Euro an. 

Die aktuellen Untersuchungen der Bafin sind "Bloomberg" zufolge Teil der Bemühungen, mögliche Folgen aus den Verwerfungen an den Immobilienmärkten in den Griff zu bekommen. Präsident Mark Branson hat die Risiken aus den Korrekturen an diesen Märkten zu einem der Schwerpunkte der Arbeit seiner Behörde im laufenden Jahr erklärt. (am/Bloomberg)