Die Bafin hatte Solaris im September aufgefordert, ihre Einlagen bis zum Ende des Jahres auf 1,05 Milliarden Euro zu reduzieren, um das Kapitalniveau zu stärken. Dies geht aus einem Brief an die Berliner White-Label-Bank hervor, den "Bloomberg" einsehen konnte. Solaris verfügte demnach zu Ende Juni über 1,83 Milliarden Euro an Einlagen aus Kooperationen mit anderen Unternehmen.

Die Bafin habe inzwischen bestätigt, dass es doch keine Einlagenbeschränkung geben werde, erklärte das Unternehmen in Reaktion auf einen Fragenkatalog von "Bloomberg". Gründe hierfür seien zwischenzeitliche Änderungen am Deal zur Übernahme des ADAC-Kreditkartenporfolios sowie die jüngst abgeschlossene Finanzierungsrunde gewesen. Ein Sprecher der Bafin wollte sich auf Anfrage nicht äußern.

Solaris war 2015 gegründet worden und tritt im Kern selbst nicht unter eigener Marke im Endkundengeschäft auf. Stattdessen ermöglicht sie anderen Firmen, Produkte wie etwa Kreditkarten oder Darlehen anzubieten. Sie stellt dafür ihre eigene Infrastruktur und Banklizenz zur Verfügung.

"Grundlage für die Anordnung ist entfallen"
Die angedrohte Einlagenbeschränkung geht dem Bafin-Brief zufolge auf die Tatsache zurück, dass Solaris aufgrund des ADAC-Deals auf dem besten Weg war, gegen Leverage-Ratio-Mindestanforderungen zu verstoßen. Das Fintech hatte zugestimmt, fast 100 Millionen Euro in zwei Schritten für die Kreditkarten zu bezahlen, heißt es im Brief.

Solaris erklärte gegenüber "Bloomberg News", dass die Vereinbarung mit dem ADAC "aufgrund der Entwicklungen am Kapitalmarkt neu und kapitalschonend strukturiert" wurde. Details dazu nannte das Unternehmen allerdings nicht. Im Juli hatte Solaris zudem den Abschluss einer Finanzierungsrunde von 38 Millionen Euro bekanntgegeben. Durch die "Finanzierungsrunde und die Neuaufstellung der Kooperation mit dem ADAC ist die Grundlage für die Anordnung entfallen. Das hat die Bafin bestätigt. Es wird keine Einlagenbeschränkung geben", so Solaris. Zugleich erklärte sie, sich aktuell in Gesprächen mit Bestands- und Neuinvestoren über eine weitere Finanzierungsrunde zu befinden.

Entkopplungspläne
Neben der Einlagenbeschränkung hatte die Bafin in ihrem Brief Solaris auch dazu aufgefordert, "Entkopplungspläne" für jeden ihrer Einlagenpartner zu erstellen. Solaris sollte dabei angeben, inwiefern die Partner von der Solaris-Gruppe abhängig sind beziehungsweise ob Leistungen auch durch ein anderes Unternehmen erbracht werden könnten. Dies stand im Zusammenhang mit einer möglichen Einlagenbeschränkung, so Solaris gegenüber "Bloomberg". "Die Planungen sind fristgerecht erstellt. Da die Grundlage für die Anordnung entfallen ist, besteht keine Notwendigkeit mehr für diese Maßnahme", erklärte das Unternehmen.

Einlagen nutzt Solaris laut Bafin-Brief, um diese bei der Deutschen Bundesbank anzulegen und hierdurch Zinserträge zu erwirtschaften. "Diese Erträge sind für die Profitabilität Ihres Instituts wichtig", schrieb die Bafin.

Die Bafin und andere Behörden haben seit dem Zusammenbruch von Wirecard im Jahr 2020 die Kontrolle von Fintechs intensiviert. Die Aufsichtsbehörden befürchten, dass die Branche bei ihrem Bestreben, etablierten Institutionen Marktanteile abzunehmen, Gefahr läuft, von Kriminellen für Geldwäsche ausgenutzt zu werden.

"Sehr gute Fortschritte bei der Aufarbeitung der Feststellungen"
Aus dem Bafin-Brief geht hervor, dass die Behörde schon seit Langem Solaris dazu drängt, Mängel in der Geschäftsorganisation und insbesondere in der Geldwäscheprävention zu beheben. Die Personalausstattung im Meldewesen sei nicht angemessen. Zudem befinde sich Solaris nicht in der Lage, die Leverage Ratio täglich zu berechnen, hieß es. Sonderbeauftragte hätten fehlende Fortschritte bemängelt. "Wir haben in den letzten Monaten sehr gute Fortschritte bei der Aufarbeitung der Feststellungen gemacht", erklärte Solaris gegenüber "Bloomberg News". Die Personalausstattung im Meldewesen sei verbessert worden. Seit 2022 habe es massive Investitionen im Bereiche Compliance gegeben.

Zu den Investoren von Solaris zählen unter anderem auch traditionelle Banken wie Banco Bilbao Vizcaya Argentaria und ABN Amro. (mb/Bloomberg)