Die Staatsanwaltschaft Darmstadt hat im Rahmen ihrer Ermittlungen gegen PIM Gold einige Unterlagen ausgewertet und Vermögenswerte in Augenschein genommen. Dabei stellt sie laut einem Bericht im "Handelsblatt" (HB) Überraschendes fest: Es fehlen offensichtlich knapp zwei Tonnen Gold, das eigentlich Kunden gehört.

Die Ermittler werfen PIM Gold laut dem HB-Artikel "unter anderem gewerbsmäßigen Betrug" vor. Neu eingeworbene Kundengelder seien in großem Umfang dazu eingesetzt worden, um Altanleger auszuzahlen und die Provisionen der Vermittler zu bedienen, will die Düsseldorfer Wirtschaftszeitung erfahren haben. Der Goldhändler soll Kunden dabei in Aussicht gestellt haben, ihr Geld im Altgoldhandel zu verwenden und sie an den Erträgen eines "Gold-Recyclingkreislaufs zu beteiligen". Unterm Strich, so der HB-Artikel, hätten die geschlossenen Verträge daher Kapitalanlagen geähnelt, die von Vermittlern vertrieben wurden. Das erworbene Gold sollte dabei in Tresoren gelagert werden. Kalkulatorisch hätten bei PIM Gold daher 3,38 Tonnen des Edelmetalls liegen müssen. 

Knapp zwei Tonnen Gold verschwunden?
Dem ist aber nicht so: Die Staatsanwaltschaft habe laut der Wirtschaftszeitung ermittelt und mehrere Mengenangaben verglichen. Eine Vertragsdatenbank des Edelmetallhändlers aus dem hessischen Heusenstamm soll Lieferverpflichtungen von 3,38 Tonnen Feingold auflisten, von denen angeblich 2,11 Tonnen separat gelagert werden mussten. Bei einer ersten Durchsuchung Mitte Juli, die bislang nicht öffentlich bekannt gemacht worden war, hatte die Behörde nur 215 Kilogramm Fein- und 13 Kilogramm Altgold gefunden, schreiben die HB-Redakteure. Die Differenz betrage demnach fast 1,9 Tonnen.

Konkret beziehen sich die Vorwürfe der Ermittler auf den geschäftsführenden Gesellschafter des Goldhändlers, der seit vergangener Woche in Untersuchungshaft sitzt, und den Chef des PIM-Vertriebsarms Premium Gold Deutschland (PGD). Der Chef der PGD ließ über seinen Anwalt die gegen ihn erhobenen Vorwürfe laut HB zurückweisen. Die Verteidigung des PIM-Gold-Geschäftsführers war für die Zeitung nicht zu sprechen.

Erfolglose Kontaktversuche
Auf der Internetseite von PIM Gold ist mittlerweile nur noch ein Hinweis auf eine Kontakt-E-Mail bei der hessischen Polizei zu finden. Wiederholte Versuche von FONDS professionell ONLINE, das Unternehmen für eine Stellungnahme telefonisch zu erreichen, blieben erfolglos. Es war entweder lediglich eine automatische Ansage in Dauerschleife zu hören, oder es klingelte durch, ohne dass die Ansage kam.

Auch auf E-Mails an zwei verschiedene Firmenadressen von PIM Gold mit der Bitte um Stellungnahme bis Freitag, 13. September, 11 Uhr, erhielt die Redaktion keine Antwort.

Ermittlung laufen schon länger
Die Staatsanwaltschaft ermittelt angeblich schon seit über einem Jahr gegen den PIM-Gold-Chef. Das Handelsblatt berichtet, schon 2017 habe ein früherer Mitarbeiter des Goldhändlers behauptet, es seien über 1,5 Tonnen Kundengold verschwunden. PIM Gold hatte diese Vorwürfe stets bestritten und sah sich als Opfer einer "Schmutzkampagne". Laut Handelsblatt hatte das Unternehmen noch vor zwei Monaten mitgeteilt, man sei sicher, die Vorwürfe würden bald im Sande verlaufen und das Verfahren eingestellt. (jb)