Deutsche Lebensversicherer können auf finanzielle Entlastungen hoffen. So könnte die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) Assekuranzen bei der Dotierung milliardenschwerer Kapitalpuffer zur Abfederung der negativen Folgen niedrigster Zinsen entgegenkommen. Darüber berichtet die Nachrichtenagentur „Reuters“, die sich auf ein Exklusiv-Interview des "Handelsblatts“ mit Frank Grund bezieht.

Die Aufsicht verlangt seit 2011 von den Lebensversicherungen die jährliche Aufstockung der Zinszusatzreserve (ZZR). Dies soll gewährleisten, dass Gesellschaften trotz Nullzinsen ihre in früheren Zeiten gegenüber Kunden gegebenen Zinsversprechen einhalten können.

So müssten allein 2017 die Assekuranzen die Zinszusatzreserven noch einmal um rund 20 Milliarden Euro aufstocken und erreichten damit in Summe 64 Milliarden Euro, erklärte Grund gegenüber dem "Handelsblatt“. "Wir meinen, dass man dann durch den sehr sinnvollen Mechanismus der Zinszusatzreserve ein Sicherheitspolster aufgebaut haben wird, das uns erlaubt, den weiteren Aufbau etwas milder zu gestalten.“

Grunds Milde hat gute Gründe: Denn den Versicherern falle es immer schwerer, stille Reserven für die Bildung der ZZR aufzulösen. Daher sagte Grund: "Ich glaube, dass es sinnvoll ist, ab 2018 über eine Veränderung im Sinne eines moderateren Aufbaus nachzudenken." Die finale Entscheidung dafür liegt aber beim Gesetzgeber.

Linke Tasche, rechte Tasche
Wie Reuters des Weiteren berichtet, habe der Verband der Versicherungsmathematiker bereits 2016 einen langsameren Aufbau der Zinszusatzreserven gefordert. Falls das Dotierungs-Tempo unverändert weitergehe und die Zinsen niedrig blieben, müssten die Lebensversicherer bis 2025 in Summe 225 Milliarden Euro zu Seite legen. Dafür müssten die Gesellschaften einen Großteil der Bewertungsreserven auflösen - was den Sinn einer ZZR ad absurdum führe. (aa)