Die frühere Vorstandsvorsitzende der HSBC in Deutschland, Carola Gräfin von Schmettow, ist einem Bericht der Wirtschaftszeitung "Handelsblatt" zufolge ins Visier der Staatsanwaltschaft geraten. Demnach ermittelt die Behörde wegen des Verdachts der besonders schweren Steuerhinterziehung. Hintergrund der Ermittlungen ist der Zeitung zufolge die Cum-Ex-Affäre. Gräfin von Schmettow, von 2015 bis 2021 Vorstandsvorsitzende der HSBC Deutschland, teilte über ihren Anwalt dem "Handelsblatt" mit, die Informationen nicht kommentieren zu wollen.

Bei Cum-Ex-Deals ließen sich Anleger eine einmal gezahlte Kapitalertragsteuer auf Aktiendividenden mit Hilfe von Banken mehrfach erstatten. Dazu verschoben sie um den Stichtag der Dividendenzahlung untereinander Aktien mit (cum) und ohne (ex) Dividendenanspruch, bis der Staat diese Praxis 2012 schließlich mit einer Gesetzesänderung verbot.

Mehr als 20 Personen im Visier
Anfang Juni war bereits bekannt geworden, dass auch HSBC-Deutschland-Aufsichtsratschef Paul Hagen ins Visier der Fahnder geraten ist. Die Bank bestätigte damals die Ermittlungen und erklärte, umfassend mit den Strafverfolgungsbehörden zu kooperieren. Im Frühjahr 2021 wiederum kamen Ermittlungen gegen Andreas Schmitz zutage. Er war bis 2015 Vorstandssprecher der HSBC Deutschland und anschließend bis 2020 Aufsichtsratsvorsitzender.

Insgesamt liege die Zahl der Beschuldigten im Umfeld der HSBC Deutschland bei mehr als 20 Personen, schreibt das "Handelsblatt". Gräfin von Schmettow, Hagen, Schmitz und HSBC Deutschland äußerten sich bisher nicht zu den Informationen, so die Zeitung. Für alle Beschuldigten gilt die Unschuldsvermutung. (ert)