Die Frankfurter Niederlassung der US-Großbank JP Morgan Chase & Co. wird von der Kölner Staatsanwaltschaft durchsucht. Dabei geht es um die Ermittlungen wegen des Cum-Ex-Skandals. JP Morgan bestätigte den "Besuch" der Beamten. "Wir kooperieren weiterhin mit den deutschen Behörden bei ihren laufenden Ermittlungen", teilte die Bank in einer Stellungnahme mit.

Ein Sprecher der Kölner Staatsanwaltschaft erklärte, Ermittler durchsuchten seit Dienstag eine Bank in Frankfurt, nannte aber keine Namen. Auch bei Wohnungen von vier Beschuldigten sowie bei einer Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungskanzlei klingelten die Beamten, um dort mutmaßliche elektronische Beweise zu sichern. Die Staatsanwaltschaft sucht nicht nur nach Hinweisen auf Cum-Ex-Geschäfte, sondern auch nach verwandten Steuerhinterziehungsmodellen. Etwa 55 Ermittler sind im Einsatz, hinzu kommen EDV-Sachverständige.

Ermittlungen gegen rund 1.500 Personen
Bei Cum-Ex-Geschäften haben Banken und Finanzinstitutionen jahrelang rund um den Dividendenstichtag Aktien mit (Cum) und ohne (Ex) Ausschüttungsanspruch hin- und hergeschoben. Auf diese Weise ließen sie sich Kapitalertragsteuern erstatten, die sie nie gezahlt hatten. Im Cum-Ex-Komplex ermittelt die Kölner Staatsanwaltschaft gegen etwa 1.500 Personen aus der Finanzbranche. Dabei steigt mittlerweile auch der Druck auf internationale Banken. Im März wurden in Frankfurt Büros von Barclays durchsucht, wenige Tage nach einer Razzia bei Merrill Lynch, einer Tochter der Bank of America. Im Mai knüpften sich die Ermittler Morgan Stanley vor.

Zurzeit laufen vier Hauptverhandlungen in Cum-Ex-Strafverfahren. Vier Banker sind bisher verurteilt worden. Im Juli klagte die Staatsanwaltschaft Köln auch Christian Olearius, den früheren Chef der Privatbank M.M.Warburg an. Olearius ist der erste Top-Banker, der wegen des Steuerskandals vor Gericht soll. Er hat die Vorwürfe stets vehement bestritten. (Bloomberg/ohm)