Die Niedrigzinsen haben ein weiteres Opfer unter den deutschen Pensionskassen gefordert: Die Versorgungsanstalt des Bundes und der Länder (VBL), die mit Abstand größte Zusatzversorgungskasse hierzulande, hat zum 1. Juni 2016 den Garantie- oder besser Rechnungszins für freiwillige Rentenverträge ihrer Mitglieder drastisch von 1,75 Prozent auf magere 0,25 Prozent gesenkt. Dies berichtet die "Süddeutsche Zeitung" (SZ).

Damit reiht sich die VBL hinter der Neue Leben Pensionskasse sowie der BVV Versorgungskasse des Bankgewerbes ein, die in den vergangenen Tagen ebenfalls wegen nicht mehr existierender Kapitalmarktzinsen auf die Rendite-Bremse getreten sind und die Verzinsung für Rentenverträge ihrer Mitglieder reduziert haben (FONDS professionell ONLINE berichtete).

Minus bei Rente: 70 Prozent
Die SZ weist in ihrem Artikel darauf hin, dass es bei den über die VBL abgeschlossenen Altersvorsorgeverträgen Unterschiede gibt. Die Versorgungsanstalt hat etwa 1,9 Millionen Pflichtversicherte, allesamt Angestellte im öffentlichen Dienst. Diese zahlen wie andere Arbeitnehmer in die Rentenkasse ein. Zudem sind sie mit dem Einstieg in das öffentliche Bediensteten-Leben automatisch zusätzlich in der VBL versichert. Für diese obligatorischen Verträge gelte laut SZ kein Garantiezins. Es handele sich hier um eine umlagefinanzierte Zusatzversorgung, die wie die gesetzliche Rentenversicherung funktioniert.

Anders verhalte es sich mit freiwillig abgeschlossenen Verträgen, die rund 250.000 Versicherte in der VBL abgeschlossen haben. Hier sinke der Garantiezins seit Jahren, von 1,75 auf nun 0,25 Prozent. Das führe der Zeitung zufolge zu drastischen Einbußen, wie folgender Musterfall zeigt: Ein 37 Jahre alter Angestellter, der noch Ende 2011 einen VBL-Extra-Vertrag unterschrieben hat und 30 Jahre bis zur Rente mit 67 genau 175 Euro monatlich einzahlt, hätte bisher noch eine garantierte monatliche Zusatzrente von 617 Euro bekommen. Bei einem Neuabschluss von Juni 2016 an sind es jedoch nur noch 208 Euro. Das entspricht einem Minus von fast 70 Prozent. (jb)