Die Anbieter von Robo-Beratung im Finanz- und Versicherungsbereich können aufatmen. Ihnen droht über das aktuelle Maß hinaus keine weitere Regulierung – wenigstens vorerst. Der Grund ist, dass die drei europäischen Aufsichtsbehörden Eba (Banken), Esma (Wertpapiere) und Eiopa (Versicherungen), kurz Esas genannt, nach einer Umfrage unter ihren nationalen Pendants zu dem Schluss gekommen sind, dass Robo-Beratung noch kein marktrelevantes Phänomen ist: Im Moment gebe es europaweit schlicht noch zu wenige Anbieter und Kunden. 

Das ist das lapidare und zugleich wichtigste Ergebnis einer regelmäßigen Aktualisierung von Studien, die die Esas in der Vergangenheit erstellt hatten. Dennoch sollten sich die Online-Vermögensverwalter im Finanzbereich und Anbieter von digitalen Beratungs- und Abschlusstrecken für Versicherungspolicen nicht zurücklehnen: Die europäischen Aufseher beäugen sie durchaus kritisch.

Für und Wider von Robos
So habe ein 2016 von den Aufsehern veröffentlichter Bericht zwar ergeben, dass Robo-Beratung die Kosten reduziere und einem größeren Kreis von Verbrauchern Zugang zu Anlage- und Versicherungsprodukten ermögliche. Auf der Negativseite gebe es aber eine Reihe an Risiken wie fehlerhafte Algorithmen, die zum Kauf von unpassenden Produkten führen. Dieses Problem könne auch dadurch entstehen, dass Verbraucher nicht genug Informationen zu den Angeboten erhalten oder diese auf sich gestellt nicht richtig verstehen. 

Schließlich existierte eine Reihe an ungeklärten Fragen, wer bei einem Fehlkauf haftet. Bei Versicherungen hatte die Eiopa schon vor einiger Zeit kritisiert, dass bei Vergleichsportalen der Abschluss eines Produktes zu stark über den günstigsten Preis gesteuert werden könnte.

Fast-Monopole
Der Report der EU-Aufseher stellt zudem fest, dass zumeist eine Handvoll Gesellschaften den Markt für Robo-Beratung im jeweiligen EU-Land dominiert. In Deutschland etwa ist Scalable Capital mit einem verwalteten Vermögen von über einer Milliarde Euro klarer Marktführer beim Robo-Advice für Asset-Management-Produkte. Im Versicherungsbereich ist Check24 klar vorne, noch gefolgt von Verivox.

Finale Pepp-Verhandlungen können starten
Aus den Hallen der EU erreichte die Bevölkerung noch eine weitere Meldung aus dem Finanzdienstleistungsbereich: Der Wirtschafts- und Währungsausschuss des Europäischen Parlament hat nun den Verordnungsentwurf für die Einführung des "Pan-European Personal Pension Product" (Pepp) verabschiedet (FONDS professionell ONLINE berichtete). Damit sind nun nach Medienberichten die Verhandlungen mit dem Ministerrat und der EU-Kommission über den finalen Text des Gesetzesvorhaben frei. (jb)