Die EU-Kommission hat einen Aktionsplan für eine Kapitalmarktunion vorgelegt. Ziel der Brüsseler Beamten ist, dass kleine und mittelständische Unternehmen, eingeschlossen Start-ups, künftiger leichter und grenzübergreifend Kapital beschaffen können. Neben den klassischen Bankkrediten sollen sie dafür auch alternative Quellen wie die Finanzierung über die Finanzmärkte, Risikokapital oder Crowdfunding nutzen dürfen. Damit solle auch die Abhängigkeit der Wirtschaft von der Kreditvergaben der Banken reduziert werden, teilte die Kommission mit.

Der deutsche Fondsverband BVI machte darauf aufmerksam, dass die Kommission in dem Zusammenhang auch plant, die Kosten für die Auflage und den grenzüberschreitenden Vertrieb von Investmentfonds zu senken.

Verbriefungen
EU-Finanzmarktkommissar Jonathan Hill möchte zur besseren Finanzierung der Firmen auch den Markt für Verbriefungen wiederbeleben. Das sind von Banken vergebene Kredite, die gebündelt an Investoren weiterverkauft werden. Hills Plan ist durchaus umstritten, schließlich gelten Verbriefungen als einer der Auslöser der Finanzkrise 2008. Die EU-Kommission hält Verbriefungen nach eigenen Angaben aber für einen wichtigen Pfeiler für die Finanzierung der Wirtschaft und will diese stärken.

Risikokapitalfonds und Anleihenfinanzierung
Weiterhin kündigte Hill an, Unternehmen die Finanzierung über Anleihen zu erleichtern. Dafür möchte die Kommission noch im laufenden Jahr Änderungsvorschläge für die sogenannte Prospekt-Richtlinie erarbeiten.

Ein anderes Instrument sind Risikokapitalfonds. Mit den EU-Verordnungen für soziales Unternehmertum (EuSEF) und für Risikokapital (EuVECA) seien schon im bestehenden EU-Recht zwei Arten von Investmentfonds geschaffen worden, die es privaten Sparern ermöglichen, in nicht börsennotierte Kleinfirmen zu investieren. Im Rahmen einer bis zum 6. Januar 2016 laufenden Konsultation möchte Brüssel die Frage stellen, ob gezielte Änderungen an diesen Verordnungen die Nutzung dieser Fonds fördern könnten.

Infrastrukturfonds
Außerdem will es die EU-Kommission Versicherungsunternehmen leichter machen, über sogenannte "europäische langfristige Investmentfonds" (European Long-Term Investment Funds, ELTIFs) in langfristige Infrastrukturprojekte zu investieren. Dafür sollen etwa die Eigenkapitalanforderungen gelockert werden. Die europäische Versicherungsaufsicht Eiopa veröffentlichte dazu Vorschläge (Link zu englischem Text). Außerdem sollen gedeckte Schuldverschreibungen gestärkt werden. Eine Konsulation bis zum 31. Dezember 2015 soll Details klären.

BVI begrüßt Pläne aus Brüssel
Der deutsche Fondsverband BVI reagiert prompte auf die Ankündigung aus Brüssel. "Der BVI unterstützt die Pläne der EU-Kommission. Sie verbessern die Rahmenbedingungen für die gesamtwirtschaftliche Aufgabe der Fondsgesellschaften als Mittler zwischen Kapitalangebot und -nachfrage", sagt Thomas Richter, Hauptgeschäftsführer des BVI.

Allerdings übte der BVI Kritik an dem EU-Rahmen für ELTIFs, da diese bislang kaum Vorteile gegenüber herkömmlichen alternativen Investmentfonds böten. "ELTIFs könnten die Nachfrage von Anlegern nach langfristigen Substanzanlagen bedienen und das eingesammelte Kapital zum Erhalt und Ausbau von Infrastruktur nutzen. Dafür sind aber Anpassungen des EU-Rahmens notwendig", so Richter. (jb)


Einen ausführlichen Artikel zu den geplanten Infrastrukturfonds (ELTIFs) lesen Sie in der aktuellen Printausgabe 3/2015 von FONDS professionell. Angemeldete FONDS professionell KLUB-Mitglieder können den Beitrag auch hier im E-Magazin abrufen.