Das Landgericht Darmstadt hat den ehemaligen Chef des insolventen Goldhändlers PIM zu einer Gefängnisstrafe von sechs Jahren und neun Monaten verurteilt, wie verschiedene Medien, darunter "Spiegel Online", berichten. Die Kammer sah es nach zwei Jahren Verhandlungsmarathon als erwiesen an, dass der 51-Jährige des Betruges und der vorsätzlichen Geldwäsche schuldig ist, wodurch Tausende Kunden um geschätzt 140 Millionen Euro gebracht worden sind. 

Die Gesellschaft aus Südhessen hatte zwischen 2016 und September 2019 unter anderem viele "Bonus-Gold-Verträge" abgeschlossen: Kunden wurde angeboten, sich mit einem Investment am Altgoldhandel zu beteiligen und von einem "Gold-Recyclingkreislauf" zu profitieren. Anstatt aber Renditen aus dem Kauf und Verkauf von Gold zu erwirtschaften, wurde ein Schneeballsystem installiert. Es flog erst auf, nachdem sich 2017 ein ehemaliger Mitarbeiter mit dem PIM-Gold-Chef überworfen und Anzeige erstattet hatte. Im September 2019 wurde dann ein Haftbefehl gegen ihn vollstreckt. 

Staatsanwaltschaft: Betrug von Anfang an geplant
Dem "Spiegel" zufolge führte die Staatsanwaltschaft in ihrem Plädoyer aus, dass die Aufsetzung des Geschäftsmodells "von Anfang an betrügerisch geplant" gewesen sei. Der Angeklagte sei mit der Führung des Unternehmens überfordert gewesen. Kunden sei suggeriert worden, dass Gold eingelagert worden sei. "Tatsächlich ist das aber nicht passiert." Auch den Vorwurf der Geldwäsche sieht die Anklage als erwiesen an. Dabei sollen mehr als drei Millionen Euro kriminelle Gewinne eines Geschäftes in Frankfurt am Main über die Konten des Goldhändlers in die Türkei transferiert worden sein.

Die Verteidigung hatte dagegen erklärt, das Geschäft sei nicht von Beginn an als Schneeballsystem geplant gewesen. Der Angeklagte habe 2017 erkannt, dass das Modell nicht tragfähig sei. "Er behielt dabei die Probleme für sich", zitiert "Spiegel Online" Anwalt Jakob Lehners. "Er hat die Verantwortung dafür übernommen, dass weiter Verträge abgeschlossen und Menschen geschädigt wurden." 

Über drei Tonnen Gold bleiben unauffindbar
Im Rahm dieses Recycling-Kreislaufes sollte auch physisches Gold für die Kunden eingelagert werden. Als die Ermittler aber im September 2019 die Lagerhallen durchsuchten, fanden sie statt 3,38 Tonnen des Edelmetalls nur einen Bruchteil. Der Wert reicht bei weitem nicht, die Rückforderungen von mehr als 7.000 Kunden im Gesamtvolumen von letztlich 140 Millionen Euro zu erfüllen. Wo das fehlende Gold oder Geld blieb, konnte auch Insolvenzverwalter Renald Metoja in den Verfahren nicht beantworten, wie "Spiegel Online" schreibt. Durch den Verkauf von 270 Kilogramm Feingold und 180 Kilogramm Schmuck, die gefunden worden waren, habe Metoja daher auch nur einen kleinen Teil der Anlegerforderungen erfüllen können. (jb)