Der Zusammenbruch des Konzerns sei für ihn ein "Tag des Schocks und des Schmerzes" gewesen, so Ex-Wirecard-Chef Markus Braun am Montag vor dem Landgericht München. Er sprach von einem "tiefen Bedauern" für die Mitarbeiter und Aktionäre des Zahlungsdienstleisters. "Ich hatte keinerlei Kenntnisse von Fälschungen oder Veruntreuungen", sagte Braun. "Ich habe mich auch mit niemandem zu einer Bande zusammengeschlossen."

Wirecard kollabierte im Juni 2020, nachdem ein Loch von 1,9 Milliarden Euro in der Bilanz auftauchte, weil klar wurde, dass angebliche Einlagen auf asiatischen Konten nicht existierten. Die Insolvenz erschütterte Investoren und zerstörte die deutschen Hoffnungen auf ein global agierendes Fintech-Unternehmen, das es mit der Konkurrenz aus dem Silicon Valley aufnehmen konnte.

"Professioneller Lügner"
Braun steht seit Dezember zusammen mit zwei Mitangeklagten vor Gericht: dem ehemaligen Chefbuchhalter Stephan von Erffa und Oliver Bellenhaus, der eine Wirecard-Tochter in Dubai leitete und sich bereits 2020 der Staatsanwaltschaft als Kronzeuge zur Verfügung gestellt hat. Bellenhaus hat im Prozess die Anklagevorwürfe im wesentlichen bestätigt und Braun schwer belastet.

Brauns Anwalt Alfred Dierlamm nannte Bellenhaus in der vergangenen Woche einen "professionellen Lügner". Sabine Stetter, die Verteidigerin von Erffas, griff Bellenhaus ebenfalls an. Er habe verfahrensrelevante Daten gelöscht und sogar seine Frau belogen. (mb/Bloomberg)